Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanats Vogelsberg zu Ihnen passen. Wir sind jederzeit offen für Ihre Anregungen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Gedanken zum Holocaust-Gedenktag

          „Vergiss nicht, was Deine Augen gesehen haben.“ (5. Buch Mose, 4,9)

          © Patricia LuftDorette SeibertDorette Seibert

          Dekanin Dr. Dorette Seibert ermuntert zum Hinschauen angesichts der Vergangenheit und der Gegenwart.

          Mit diesem Vers stellt Mose es den Israeliten vor Augen: Gott hat sie aus Sklaverei und Unterdrückung befreit. Gott gibt ihnen für dieses Leben in Freiheit Weisungen, damit sie in Gerechtigkeit miteinander leben; so leben, dass jede und jeder zu seinem Recht kommt. Sie sollen nicht selbstgemachten Göttern nachlaufen oder Menschen, die sich als Götter aufspielen. Freiheit und Gerechtigkeit, das sollen sie nicht vergessen, das sollen sie immer vor Augen, in Herz und Sinn haben.

          Heute jährt sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee. Ein trauriger nationaler und kirchlicher Gedenktag. Die Zeitzeugen, die die damaligen Gräuel mit eigenen Augen gesehen haben, werden von Jahr zu Jahr weniger. Im Gegenzug – so scheint es - werden diejenigen immer zahlreicher, denen die Schrecken des Holocaust völlig aus dem Blickfeld geraten sind. Eine europaweite Umfrage unter jungen Menschen hat ergeben, dass immer weniger etwas mit den Begriffen „Shoa“ und „Holocaust“ anfangen können und dass in Deutschland etwa 40% in der Altersgruppe der 18-29-jährigen nicht wissen, dass etwa 6 Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.

          In der Bibel wird Gott beschrieben, als einer, der sein Volk ansieht. Der diejenigen sieht, die rücksichtslos unterdrückt werden, die ihrer Würde beraubt und zu Opfern und unkenntlich gemacht werden. All diesen ist er ein Gott, der für ihre Freiheit und Gerechtigkeit eintritt. Auch uns als in Christus zum Volk Gottes Hinzugekommene, lenkt er den Blick genau dort hin.

          „Vergiss nicht, was Deine Augen gesehen haben“. Der heutige Gedenktag beinhaltet für mich eine doppelte Herausforderung: Dass wir uns selbst und unseren Kindern und Enkeln die Augen öffnen für die Schrecken der Vergangenheit und dem Anblick von Unrecht und Grauen standhalten, nicht wegsehen, nicht darüber hinwegsehen, was Menschen Menschen anzutun in der Lage waren und dass Wegschauen zur Mittäterschaft wird. 

          Der an Gott orientierte Blick richtet sich aber keineswegs nur in die Vergangenheit. Er hat gerade deshalb auch einen wachen und aufmerksamen Blick für die Gegenwart. Er nimmt wahr, wo sich Antisemitismus ausbreitet, aber auch, wo Menschen offen oder versteckt diskriminiert und verunglimpft werden, wo unterschieden wird zwischen Menschen 1. und 2. Klasse, sei es wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder… oder… oder.

          „Vergiss nicht, was Deine Augen gesehen haben.“ Hinschauen führt zum Einmischen: Schauen wir also hin und machen uns stark für eine Gesellschaft in der alle gleichermaßen in Freiheit und Gerechtigkeit leben können.

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top