Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Verabschiedung

          „Stellung der Kinder in der Gemeinde ist zentral“

          Uwe Ritter spricht zum Abschied über Kindergottesdienste, Technik, Musik und Dankbarkeit – Verabschiedung am Sonntag, 29.6., um 18 Uhr in der Walpurgiskirche

          Fast zwanzig Jahre lang war Dr. Uwe Ritter Pfarrer in Alsfeld, wo er gemeinsam mit Pfarrer Peter Remy und Pfarrer Theo Günther für die Menschen da war. Der „Bezirk II“ war seine Wirkungsstätte, doch aktiv war er als Pfarrer und Seelsorger in ganz Alsfeld: im Kindergottesdienst, in der Konfi-Arbeit, in Gesprächskreisen, bei den Kasualien und in den Gottesdiensten im Martin-Rinckart-Haus und der Walpurgiskirche. Nun wird der 62-Jährige in den Wartestand verabschiedet. Aus gesundheitlichen Gründen muss er sich zurückziehen und Abschied von seiner Gemeinde nehmen, in die er 2006 mit seiner Familie aufgenommen wurde.

          Gebürtig kommt Pfarrer Uwe Ritter aus Nürnberg – sein fränkischer Zungenschlag lässt daran keinen Zweifel. Nach seinem Examen im Jahr 1994 wechselte er von der bayrischen Landeskirche zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und begann sein Pfarrvikariat in Frankfurt, wo er mit einer halben Stelle Schulpfarrer war und mit der anderen Hälfte im Medienhaus der EKHN arbeitete. Dort und beim GEP – dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik – war er darüber hinaus weitere Jahre beschäftigt. Hier rührt seine Affinität für IT und Technik her, die ihm insbesondere in der Corona-Zeit sehr zugute kam. Den zweiten Teil des Vikariats absolvierte er 2003-2004 in Seligenstadt und Hainburg bei Hanau. Als die Zeit für die erste Pfarrstelle kam, gab es Angebote in Worms und Alsfeld. „In Alsfeld gab es ein wunderschönes großes Pfarrhaus“, erinnert sich Uwe Ritter an die Entscheidungsfindung, „das war sehr passend für uns als Familie mit zwei Kindern.“ Außerdem hatte man die Idee, dass hier im Mittelgebirge die Luft viel besser sei als anderswo. Nun ja, das mit der Luft könnte ein Irrtum gewesen sein, das schöne Pfarrhaus aber blieb. Heute hat der ältere Sohn es wieder verlassen, aber als Anlaufstelle für die Kinder kann es noch erhalten bleiben, so die Vereinbarung mit der Kirchengemeinde: Die nächsten drei Jahre will die Familie Ritter dort gerne noch wohnen bleiben.

          Während seines Studiums an der Hochschule in Hamburg nahm Uwe Ritter an einem USA-Austausch teil; drei Jahre wurden daraus, in denen er 1993 in den USA zum Ph.D. am Fachbereich Religion promovierte. Es waren also viele Talente, die er mit nach Alsfeld in das Pfarrteam brachte und die er hier auch einbringen konnte. Schwerpunkte setzte er in der Kinder- und Jugendarbeit, vor allem im Kindergottesdienst. Wie sehr ihm dieser am Herzen liegt, zeigt nicht nur, dass er sich in diesem Bereich intensiv fortgebildet hat, sondern auch ein Blick durch sein Arbeitszimmer untermauert dies: viel Fachliteratur zu diesem Thema, die Gitarre, die in keinem Kindergottesdienst fehlt, und Nashornvogel Dodo, sein buntgefiederter Mitspieler im Gottesdienst, der viele schlaue Fragen stellt und mitunter auch schlaue Antworten findet. „Die Stellung der Kinder in der Gemeinde habe ich stets als zentral angesehen“, sagt er, der – dieser Idee folgend – in Alsfeld sowohl Kindergottesdienst angeboten hat als auch Familiengottesdienste etabliert hat. Über den Heiligen Abend hinaus finden diese nun auch an Ostern und zu Erntedank statt. Auch die Tauferinnerungen im Sommer gehen auf die Kinder- und Familienarbeit von Uwe Ritter zurück. Wie sehr ihn die Bilder der vielen Kinder rund um das Taufbecken in der Walpurgiskirche immer noch bewegen, wird im Gespräch sehr deutlich – vielleicht gerade, weil der Pfarrer nicht der laute, überschwängliche Typ ist.

          Parallel zu den Kindergottesdiensten hat Uwe Ritter auch einen ökumenische Jugendgottesdienste angeboten, den ökumenischen Jugendkreuzweg mitgestaltet und gemeinsam mit den Gemeindepädagogen Maike Herget und später Valentin Zimmerling eine Jugendgruppe gegründet und das erste KonfiCamp im Dekanat Alsfeld mit veranstaltet. Das Foto von der ersten Fahrt zu einem KonfiCamp nach Wittenberg ziert immer noch sein Arbeitszimmer – es hat offenbar eine große Bedeutung für den Pfarrer. Zusammen mit Valentin Zimmerling und den Kolleginnen und Kollegen vom Gruppenpfarramt konnten die Alsfelder bzw. Vogelsberger KonfiCamps wachsen – er selbst hat hier auch wieder Gelegenheit gehabt, sowohl seine Musik als auch seine Technik einzubringen, die auch für das gemeinsame Singen in Landenhausen oder auf dem Eisenberg zum Einsatz kam. Vielleicht hat ihn seine eigene Sozialisation in einem sehr kirchlichen Elternhaus mit einer starken Bindung zum CVJM geprägt. Zumindest sagt er, er habe schon als Neuntklässler überlegt, ob er einmal Pfarrer werden wolle. Die Verbindung von Glauben und Musik kam ihm dabei gerade recht: Uwe Ritter hat eine formelle Gitarren-Ausbildung und ist D-Kirchenmusiker mit Schwerpunkt Gesang und Popularmusik.

          Sein Zugang zu Menschen hört jedoch bei Kindern, Jugendlichen und Familien nicht auf: Gemeinsam mit den Damen vom Gustav-Adolf-Verein war er – bis zur Pandemie – jede Woche in der Seniorenarbeit aktiv. Wie schon angedeutet, konnte Pfarrer Ritter sein technisches Verständnis und seine Freude an der Arbeit mit Film und Ton spätestens in der Corona-Zeit sehr gut in die Arbeit als Gemeindepfarrer einbringen: Kindergottesdienste fanden auf YouTube statt, zwei weihnachtliche Krippenspiele wurden auf Video produziert und digital übertragen. Der Pfarrer erzählt gerne von den kreativen Ideen, die in dieser Zeit viel Neues hervorbrachten, als das Feld mit den Hirten im Garten des Pfarrhauses entstand und als er sich – selbst eher kamerascheu – an Ostern 2020 dann doch vor die Kamera wagte. In seinem Arbeitszimmer zeugen Kisten mit Kabeln, Mikrofonen und anderem technischen Zubehör von jeder Menge diesbezüglichem Gestaltungswillen und Ideenreichtum. „Mein Meisterstückchen auf diesem Gebiet war die parallele Übertragung des Partnerschaftsgottesdienstes mit der Partnergemeinde im südindischen Kerala“, freut er sich noch heute: Dieser Gottesdienst wurde live aus Alsfeld und Kerala über YouTube übertragen. Noch vor Beginn der Pandemie war er im Januar 2020 selbst mit dem damaligen Propst nach Kerala gereist und durfte dort predigen und das Abendmahl mitausteilen – ein nachhaltiges Erlebnis, von dem er immer noch gern erzählt.

          „Ich bin dankbar, dass ich in diesen fast zwei Jahrzehnten in meinem Dienst in Alsfeld so viele schöne Erfahrungen machen durfte“, sagt Uwe Ritter rückblickend. Besonders die gemeinsame Arbeit mit seinen Pfarrkollegen sei für ihn stets fruchtbar und sehr bereichernd gewesen. „Gerade in den letzten Monaten haben die Kollegen und der Kirchenvorstand viel für mich getragen. Dafür danke ich sehr.“ Pfarrer Uwe Ritter bleibt mit seiner Familie zunächst in Alsfeld. Seine große Leidenschaft gilt dem Kindergottesdienst, den er gemeinsam mit einem Team ehrenamtlich weiterführen wird. Daneben will er viel lesen – Romane und theologische Fachliteratur. Er hofft sehr, dass es ihm in den nächsten Jahren wieder möglich wird, zumindest teilweise in seinen Beruf zurückzukehren. Wohin es ihn dann ziehen wird, wird man sehen. Seine Stelle in Alsfeld kann mit der Versetzung in den Wartestand neu besetzt werden; die Gemeinden im Nachbarschaftsraum Am Lutherweg Vogelsberg schreiben sie jetzt aus. Am Sonntag, dem 29. Juni wird Pfarrer Uwe Ritter um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Walpurgiskirche verabschiedet.

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