Sonntagsgedanken
„Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)
13.11.2025
ts
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Volkstrauertag – ein stiller Tag. Ein Tag des Erinnerns, des Schmerzes, der Mahnung. Wir denken an die Millionen, die durch Krieg, Hass und Gewalt ihr Leben verloren haben. Früher schien das weit weg: Geschichte, die man in der Schule lernt oder in alten Filmen sieht. Doch heute rückt der Krieg wieder näher – geografisch und emotional. Junge Menschen fragen sich: „Was, wenn ich kämpfen müsste? Was, wenn der Frieden bricht?“ Viele Jugendliche spüren Angst, Ohnmacht, Wut. Sie hören von Aufrüstung, Drohnen, Kriegsrhetorik – und fragen sich, ob das die Zukunft ist, die sie wollen. Die Welt wirkt brüchig, unsicher. Die Frage nach Frieden ist keine theoretische mehr. In diese Unruhe spricht Jesus ein schlichtes Wort: „Selig sind die Friedfertigen.“ Es ist kein Ruf zur Schwäche, sondern zur Stärke – zur Kraft, anders zu handeln, wo Gewalt lockt. Friedfertig zu sein heißt nicht, sich alles gefallen zu lassen. Es heißt: Ich lasse mich nicht vom Hass bestimmen. Ich vertraue darauf, dass Gottes Geist Frieden stiften kann – in mir, in meinem Umfeld, vielleicht sogar zwischen Völkern.
Frieden beginnt im Kleinen. Wenn ich lerne, den anderen zu sehen, statt ihn zu bekämpfen. Wenn ich in Diskussionen nicht gleich zurückschlage. Wenn ich bete, wo Worte versagen.
Am Volkstrauertag erinnern wir uns – nicht um in Trauer zu verharren, sondern um Verantwortung zu übernehmen. Für eine Zukunft, in der junge Menschen keine Angst vor dem Wehrdienst haben müssen. Für eine Welt, in der wir Friedfertigkeit wagen – und darin Gottes Kinder sind.
Kerstin Gütgemann
Pfarrerin in Wartenberg-Rudlos
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