Die Pfarrerin und stellvertretende Dekanin Luise Berroth über Arbeiten und Feiern zum Fest
„Ohne Predigt würde mir zu Weihnachten etwas fehlen“
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23.12.2024
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Für berufstätigte Mütter ist das Weihnachtsfest meist schon eine Herausforderung: Feiern, Konzerte, Einladungen, Geschenke und Essen kaufen, Feiertage planen, Familie organisieren und dann auch noch in Stimmung kommen. Das alles trifft auch auf Luise Berroth zu. Die 46-Jährige hat drei Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren und arbeitet Vollzeit – ihr Job: Pfarrerin. Ein Berufsstand, der bekannterweise an Weihnachten nochmal eine Schippe drauflegen muss, wenn die Kirchen sich am Heiligen Abend manchmal zweimal füllen und auch der erste und zweite Weihnachtsfeiertag gefragt sind. Wie gelingt dieser Spagat zum Fest in der Pfarrersfamilie?
„Besser, als man denkt“, sagt Luise Berroth gutgelaunt. Sie blickt aus verschiedenen Gründen recht stressfrei auf das große Fest. Seit sechzehn Jahren ist sie Pfarrerin in Maar und Wernges und hat als solche auch anstrengende Weihnachtstage erlebt: „Früher hatte ich zu Weihnachten sieben Gottesdienste zu halten: vier allein am Heiligabend, zwei am ersten und noch einen am zweiten Feiertag. Da musste man schon ziemlich gut planen, und daher wurde, als die Kinder noch klein waren, bei uns am ersten Feiertag beschert.“ Heute hat sich die Lage der Pfarrerin geändert: Seit acht Jahren ist sie nur noch mit halber Stelle Gemeindepfarrerin und mit der anderen Hälfte stellvertretende Dekanin im Dekanat Vogelsberg. „Seitdem habe ich noch zwei Gottesdienste am Heiligabend, das Krippenspiel um 16 Uhr und die Christnacht um 22:30 Uhr. Der erste Feiertag ist frei und gehört allein der Familie, und am zweiten Feiertag habe ich dann wieder zwei Gottesdienste und die restliche Familie kommt.“ All das sei im Vergleich mit anderen Stoßzeiten im Jahreslauf nicht dramatisch viel: „Wenn im Frühjahr die Konfirmationen und Osterfeiertage sind, haben wir mehr zu tun“, sagt Luise Berroth.
Wie in allen Familien folgt auch bei Berroths das Weihnachtstreiben bestimmten Ritualen: „Am Heiligen Abend steht ohnehin das Krippenspiel auf dem Programm – also wäre ich als Mutter von zwei mitspielenden Kindern ohnehin in der Kirche.“ Zwischen diesem Gottesdienst und der Christnacht bleibt genug Zeit für die Bescherung. Und weil der Ehemann das Essen zubereitet, sind diese Stunden für die Pfarrerin erholsam. Genauso wie der erste Feiertag, an dem die Familie all das macht, wonach ihr grade ist: Rausgehen, fernsehen, spielen, lesen, chillen. „Diesen ersten Weihnachtstag genießen wir sehr“, so die stellvertretende Dekanin, die dann am zweiten Weihnachtstag die erweiterte Familie zu Gast hat. „Während ich dann meine beiden Gottesdienste halte, wird bei uns in der Küche ein festliches Mahl zubereitet – von meinem Schwiegervater“, freut sich Luise Berroth, die diese seit Jahren ausgeübte Praxis nicht missen möchte. Sie liebt die morgendlichen Weihnachtsgottesdienste sehr, denn „ohe richtige Predigt würde mir an Weihnachten etwas fehlen.“
Berroths Erfahrung ist außerdem, dass viele regelmäßige Termine, die im Jahreslauf anfallen, im Dezember schon zugunsten der Entzerrung abgesagt werden. „Das ist zwar schön für das Weihnachtsgefühl und die Planungen rund ums Fest, allerdings ist dann der Januar gleich wieder umso voller.“ Doch über Langeweile im Dezember kann sich eine fünfköpfige, aktive Familie auch ohne Sitzungen und Arbeitstermine nicht beklagen: Weihnachtsfeiern beim Reiten, bei der Feuerwehr oder bei den Landfrauen laden ein, genauso wie die Lebendigen Adventskalender. Und genau das mag die Pfarrerin: „Hier hat man so viele Möglichkeiten zur Begegnung – das macht Weihnachten einmal mehr zu einer besonderen Zeit.“
Und eine besondere Zeit ist Weihnachten schon immer für sie: „Als Kind von zwei Pfarrerskindern bin ich geprägt auf fröhliche Weihnachten. Für mich ist Weihnachten auch schon immer ein kirchliches Fest und Gottesdienste gehören einfach dazu und machen Weihnachten weihnachtlich.“ Luise Berroth mag die Stimmung in den Gottesdiensten, die Lieder: „Ich freue mich grundsätzlich auf Weihnachten“, gibt sie freudig zu, „da stört Kirche nicht, sondern gehört einfach dazu.“
Auch mit den Kindern werde es immer wieder anders: Wollten die früher noch mit Plätzchenbacken und Bastelaktionen beschäftigt werden, suchen sie jetzt mehr und mehr ihr eigenes Ding. „Natürlich kann ich mit all dem nur für mich sprechen – jeder Pfarrer und jede Pfarrerin nimmt Weihnachten mit den vielen Gottesdiensten und vielleicht auch noch anderen Verpflichtungen an Seniorennachmittagen oder anderen Veranstaltungen anders wahr. Viele von ihnen haben nicht nur kleine Kinder, sondern auch viel mehr Predigtorte als ich. Das kann dann auch anstrengend werden, weil man einfach sehr viel unterwegs ist, an Tagen, an denen alle gerne zuhause sind – ich kenne das ja von früher.“
Heute, wie gesagt, ist alles gut geplant, alle Abläufe eingeübt. Trotz einer ganzen Reihe Gottesdiensten hat die Pfarrerin noch Zeit, sich ans Klavier zu setzen. „‘Ich steh an deiner Krippen hier‘ ist mein erklärtes Lieblingsweihnachtslied.“ Und das Weihnachtsoratorium läuft im Hause Berroth in der gesamten Advents- und Weihnachtszeit. Die Kinder schmücken den Baum, und dann steht ihm nichts mehr im Wege: dem fröhlichen Weihnachtsfest im Hause Berroth.
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