Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Der Evangelische Posaunenchor Altenburg hat Platz für viele Talente

          Musik ist für alle da

          © Traudi SchlittEine Frau und ein junger Mann auf einer Couch. Der junge Mann hält ein Tenorhorn in HändenEin Superteam: Anna Lotz und Benedikt Schlitt

          Die Woche für das Leben stellt dieses Jahr die Lebenswelt von Menschen mit Behinderung in den Fokus. Benedikt und Anna Lotz zeigen, wie Inklusion gelingt: Mit Mut, Zugewandtheit und Menschen, die es wollen.

          „Junge Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft.“ Mit diesen Worten eröffnete am vergangenen Samstag die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Bischöfin Kirsten Fehrs gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Dr. Georg Bätzing die diesjährige Ökumenische Woche für das Leben, die vom 13. bis 20. April unter dem Motto „Generation Z(ukunft): Gemeinsam. Verschieden. Gut.“ die Lebenswirklichkeiten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellt.

          Dass junge Menschen mit Behinderung – insbesondere auch mit kognitiven Einschränkungen – am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, zeigen u.a. verschiedenste Gruppen und Vereine, die Menschen mit Unterstützungsbedarf integrieren. Schwimmvereine, Feuerwehren, Sportvereine, um nur ein paar Gruppen zu nennen, die auch in unserer Region Inklusion leben.

          Wie das gelingen kann, erklären Benedikt Schlitt und Anna Lotz. Der Zweiundzwanzigjährige spielt seit zehn Jahren Tenorhorn im Evangelischen Posaunenchor Altenburg. Obwohl er kognitiv eingeschränkt ist und eine Sehschwäche hat, ist er ein gerngesehener und guter Bläser in den Altenburger Gottesdiensten und auch mal beim Maiblasen auf dem Turm der Alsfelder Walpurgiskirche. Dass ihm das gelingt, hängt zum einen an der sehr guten Gemeinschaft im Posaunenchor, aber auch an der Unterstützung, die er insbesondere von Chorleiterin Anna Lotz bekommt.

          „Als ich vor zehn Jahren wieder einmal Werbung für eine Jungbläsergruppe machte, kamen Benedikt und seine Eltern auf mich zu und fragten, ob ich mir vorstellen könne, dass auch Benedikt im Posaunenchor spielen könne“, erinnert sich die Chorleiterin. „Ich wollte etwas Neues ausprobieren“, berichtet Benedikt, und den Posaunenchor habe er schon von Blasen in der Kirche oder bei anderen Anlässen gekannt. Eine spannende Frage, deren Antwort man ohne Probieren – und damit auch nicht ohne den Mut zu scheitern – herausgefunden hätte. Glücklicherweise kannte Anna Lotz den Musiker in spe bereits: Als Sonderpädagogin an der Alsfelder Brüder-Grimm-Schule war sie anfangs seine Klassenlehrerin. Sie freute sich, dass Benedikt mit dem Wunsch, ein Instrument zu lernen auf sie zukam und begann zunächst damit, die Noten für das Tenorhorn, das er sich anfangs noch beim Posaunenchor auslieh, zu vergrößern. Schnell stellten die beiden fest, dass es besser war, wenn er auf seinen Notenblättern nur die Griffe stehen hat. 0 - 1 – 2 – 3 steht dort mit dickem schwarzem Stift in verschiedenen Abständen und in der passenden Reihenfolge. „Damit komme ich gut zurecht“, freut sich Benedikt, der jeden Dienstagabend hochmotiviert sein großes Instrument den Altenburger Schlossberg hochträgt und sich im evangelischen Gemeindehaus in die Reihen seiner Bläserkolleginnen und – kollegen setzt. Er kann gut blasen und hat einen sehr schönen Ton, lobt Anna Lotz. Er spielt allerdings nur einen bestimmten Tonumfang, und in diesem Bereich schreibt die Chorleiterin ihm die Töne zu einer eigenen Stimme um. „Das ist etwas Besonderes“, sagt Anna Lotz, „vor allem, da er die Stimme auch alleine spielt und das kann!“

          Dass das alles so klappt, ist natürlich eine glückliche Fügung: Die Mischung aus persönlicher Zugewandtheit und fachlicher Kompetenz der Chorleiterin macht viel aus. Anna Lotz: „Ich kenne tatsächlich auch keinen weiteren Posaunenchor, in dem Menschen mit geistiger Behinderung mitspielen.“ Nicht nur Benedikt Schlitt und die Chorleiterin sind Teil des Erfolgs, sondern auch die anderen Bläser, denn immer, wenn Benedikt ein Stück mitspielt, dirigiert Anna Lotz ihren Posaunenchor nur mit einer Hand, mit der anderen zeigt sie Benedikt, welchen Griff er spielen muss. „Das bedeutet aber auch, dass Benedikt nicht alle Stücke mitspielen kann, denn manchmal muss ich mit beiden Händen dirigieren, und manchmal muss ich auch selbst mitblasen.“ Dann sitzt Benedikt mit dabei und wartet geduldig, bis er wieder an der Reihe ist. „Das macht mir nichts aus“, sagt der junge Mann, der sich in der ganzen Gruppe sehr wohlfühlt und von allen unterstützt wird. Bei allen Aktivitäten, die die gesellige Truppe außer den Übungsstunden und den Auftritten durchführt, ist er mit dabei. Einfach so.

          Auch Benedikts Motivation ist Teil des Erfolgs: Als Jungbläser startete er mit drei Mädchen in der Gruppe – heute ist er der Einzige, der noch dabeigeblieben ist: Inzwischen hat er ein eigenes Instrument und ist fester Teil der Gruppe, der dazugehört wie alle anderen. Und Benedikt ist nicht der Einzige: Einer seiner ehemaligen Mitschüler ist heute als Schlagzeuger dabei. Er spielt ohne Noten allein nach Gehör.

          So schön das alles ist, es muss auch passen und machbar sein. Das wissen alle Beteiligten. „Man muss es ausprobieren, und dann weiß man es“ – mit dieser Haltung sowohl von Anna Lotz als auch von Benedikt Schlitt hat alles angefangen. Umso schöner, wenn das Machbare erkannt und gelebt wird.

           

          Bildunterschrift:

          Ein super Team: Anna Lotz (l.) und Benedikt Schlitt.

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