Begeisterte Besucher in der Alten Synagoge Kestrich
Gesprächsrunde zum Judentum im Vogelsberg
06.10.2023 plu Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Gesprächsrunde wurde von Cordula Otto und Holger Schäddel vom Evangelischen Dekanat Vogelsberg eröffnet. Gemeinsam mit Aegidius Kluth von der Erwachsenenbildung des Katholischen Dekanats Alsfeld berichteten sie über das aktuell laufende ökumenische Projekt "ojfn weg" - Jiddisch für "auf dem Weg sein". Im Rahmen dieses Projekts standen bereits eine Reise auf dem Judenpfad sowie ein Besuch des jüdischen Friedhofs in Ulrichstein auf dem Programm. Aegidius Kluth, der auch als Antiquar bekannt ist und den "Buchbasalt" in Alsfeld führt, brachte eine Fülle regionaler Bücher über das Judentum mit. Er unterstrich die Bedeutung von Büchern als Träger regionaler Geschichten und Kultur.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Architekt Josef Michael Ruhl, der maßgeblich an der Restaurierung der Kestricher Synagoge beteiligt war. Er enthüllte faszinierende Einblicke in die Geschichte des Gebäudes. Bis heute sind die originalen Wandbemalungen aus der damaligen Zeit zu bewundern. Während der Restaurierung wurden jüdische Texte als Rieselschutz in der Decke entdeckt, was zur erstaunlichen Erhaltung dieser historischen Schätze beitrug.
Ein weiterer spannender Beitrag kam von Gerold Rausch aus Ober-Breidenbach, ehrenamtlicher Erforscher der jüdischen Geschichte in Romrod, der von seiner lebenslangen Faszination für das jüdische Leben in der Region sprach. Sein Interesse für dieses Thema, das „früher immer totgeschwiegen wurde“, wie er sich erinnert, wurde umso größer, als er vor vielen Jahren eine Reise nach Israel unternahm. Sein persönliches Engagement für die Erforschung und Bewahrung dieses Erbes war für die Teilnehmer der Gesprächsrunde inspirierend. Auch Helmut Volz, ehrenamtlicher Erforscher der jüdischen Geschichte in Lautertal, hatte viel spannendes Wissen zu dem Thema mitgebracht.
Die Veranstaltung wurde zudem durch die Anwesenheit von Gabriele Vachenauer, Mitglied der jüdischen Gemeinde in Fulda und Wolfgang Hengstler, Vorsitzender der Gesellschaft für Jüdisch-Christliche Zusammenarbeit in Fulda, bereichert. Auch sie fesselten die Besucher mit ihren Geschichten aus dem jüdischen Leben.
Insgesamt bot die Gesprächsrunde einen tiefen Einblick in die Geschichte des Judentums im Vogelsberg und zeigte die Bedeutung des Erhalts und der Aufarbeitung dieses reichen kulturellen Erbes. Es war eine inspirierende und lehrreiche Veranstaltung, die dazu beigetragen hat, das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur in dieser Region zu schärfen. Die Alte Synagoge Kestrich bleibt ein wichtiger Ort des Gedankenaustauschs und der Erinnerung an die Vergangenheit der Region.
Das Konzert mit dem Sänger Daniel Kempin, das für denselben Abend geplant war, musste krankheitsbedingt leider ausfallen. Es gibt jedoch bereits einen Nachholtermin: Donnerstag, 26. Oktober um 19:30 Uhr in der Alten Synagoge in Kestrich. Tickets gibt es für 12 Euro in der Buchhandlung Lesenswert in Alsfeld sowie in der Buchhandlung Lesezeichen in Lauterbach. Fragen bitte an holger.schaeddel@ekhn.de
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