„Aktenzeichen Gen 37-50“ – 1. Wartenberger Krimi-Gottesdienst startet am 16. Juli
Blick in die Abgründe der menschlichen Seele
07.07.2023 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Ein echter Kriminalkommissar wurde beratend hinzugezogen“, verrät Pfarrer Michael Gütgemann lachend. Dass dem Team die Vorbereitungen viel Freude machen, liegt auf der Hand, doch wie kommt man dazu, einen Gottesdienst als Kriminalfall anzulegen?
„Der Krimi ist ein Genre, das viele Menschen aus unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und Milieus fasziniert. True-Crime-Formate sind sehr beliebt. Krimis und Religion verbindet einiges miteinander“, ist Pfarrer Michael Gütgemann überzeugt. Er sieht strukturelle Ähnlichkeiten: „Oft hat man irgendeinen ‚Sündenfall‘, einen Aufklärungsprozess und meistens eine Art ‚Happy End‘ nach der Straftat“, so der Gemeindepfarrer weiter. „Und es gibt Figuren, die in diesem dramatischen Prozess eine wichtige Schlüsselrolle einnehmen“. So gesehen, ist die Verbindung Krimi-Kirche gar nicht so abwegig, noch dazu erhofft sich der Pfarrer ein etwas breiteres Publikum: „Wir als Pfarrerinnen und Pfarrer erreichen mit unseren Predigten häufig nur ein sehr spezifisches Publikum, noch dazu eines, das immer kleiner wird. Der Krimi dagegen ist eine Gattung, die unterschiedliche Leute erreicht und vielleicht auch den einen oder anderen Krimi-Fan in die Kirche lockt.“ Krimi-Fan ist der Pfarrer nämlich auch. Sonst hätte er sich mit seiner aufgeschlossenen Schauspiel- und Ermittlertruppe sicher nicht so begeistert diesem Genre zugewandt. „Ich bin überzeugt, dass auch der Bereich von Kirche, Religion und Theologie für den Krimi reizvoll ist“, sagt der Theologe. „In vielen Lebenssituationen, in denen wir uns bewegen, sind wir mit starken Aggressionen konfrontiert. Im realen Leben werden diese natürlich nicht gleich in Form von Gewalt oder Mord ausgelebt. Wir blicken aber in den Krimiformaten auch in die Abgründe der menschlichen Seele. Und so nimmt auch dieser besondere Gottesdienst die Welt, in der wir leben, in den Blick“
Vom Spiel mit den Möglichkeiten, die im normalen Leben vorkommen können, aber im Gottesdienst spielerisch und frei erfunden sind, lebt das Krimiformat in der Kirche. Anders als in den gewohnten Gottesdiensten erwartet die Besucher keine klassische Predigt. Die Krimi-Gottesdienste als neues Verkündigungsformat nehmen Motive aus den biblischen Geschichten auf. Ein Vorgehen, das man umgekehrt bei einiger Kenntnis biblischer Texte in vielen Krimis als Hintergrunderzählung wiederfindet. Der Gemeindegesang weicht musikalischen Zwischenspielen, die wie im Film den Spannungsbogen unterstreichen sollen.
Der Krimi-Gottesdienst behandelt eine Geschichte, die zwar in der heutigen Zeit spielt, aber ein biblisches Motiv zur Grundlage hat. Und noch etwas ist neu an dieser Gottesdienstform: Die Besucherinnen und Besucher sollen mitmachen. „Das Team hat sich entschieden, durch das Legen von Spuren und Hinweisen die Gottesdienstbesucher mitzunehmen.“ Der erste Fall der Wartenberger Ermittler führt, soviel sei verraten, direkt in einen Familienstreit. Es geht um eine große Erbschaft, um verletzte Gefühle wie Neid und die Zurücksetzung von Geschwistern. Die ganze Palette von Schuld, Motiv und Auflösung also – kurz ein spannender Abend in der Kirche in Angersbach.
Der Kirmigottesdienst findet am 16. Juli um 18 Uhr in der Evangelischen Kirche in Angersbach statt. Im Anschluss sind alle Besucher zum Austausch bei Getränken und Snacks mit dem Gottesdienstteam eingeladen. Und wem’s gefällt, der kann sich schon den nächsten Termin merken: Der nächste Krimi-Gottesdienst soll dann am 12. November 2023 gefeiert werden.
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