Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

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          Sonntagsgedanken

          In einem Zug: Lieben!

          Mit ihren Sonntagsgedanken geben uns Menschen aus dem haupt- oder ehrenamltichen Verkündigungsdienst im Dekanat Vogelsberg jede Woche einen Impuls mit ins Wochenende. Heute: Thorsten Backwinkel-Pohl (Meiches), Pfarrer im Wartestand, tätig derzeit für die Kindertagesstätten Lanzenhain und Ulrichstein sowie als Coach.

          Stichwort: Deutsche Bahn! Wer auch immer häufiger mit ihr reist, könnte jetzt jammern, schimpfen, Horrorgeschichten erzählen. Könnte ich auch – will ich hier aber nicht. Erzählen will ich, wie neulich nach 20 Minuten Fahrt der Zug zwar beschädigt auf einer Brücke stehen blieb – Nichts geht mehr! Wie wir dann in Sommer-Sonntags-Hitze drei Stunden – teilweise mit abgeschalteter Klimaanlage und geschlossenen Türen -  warteten, bis wir endlich über einen wackligen Steg in einen Ersatzzug evakuiert wurden; wie wir schließlich statt um 17.00 Uhr um 23.00 Uhr in Fulda ankamen. Vor allem aber will ich erzählen von den Gesprächen in der Wartezeit im Zug, wie einander bis dahin wildfremde Menschen sich gegenseitige aufheiterten, ermunterten – erzählen will ich, wie Wasser, Cola, Tempos und Bonbons geteilt wurden. Erzählen davon, wie, als einer kollabierte, zwei Ärzte zur Hilfe eilten, wie schnell da Wasser, decken, ein Ventilator weitergereicht wurden. Und erzählen davon, wie mitfahrende Soldatinnen und Soldaten und Einsatzkräfte der Bundespolizei das freundliche und hilfsbereite Bahnpersonal organisierend und ordnend unterstützten, wie diese Helferinnen und Helfer dann doch geöffneten Türen sicherten. Erzählen, wie am Ende, als das Bahnpersonal über den Zuglautsprecher bei Soldaten, Soldatinnen und Polizei sich bedankte, wie da spontan Beifall aufbrauste. Kurz weitererzählen und herausstellen will ich, wie in der Krise ganz selbstverständlich Menschen für Menschen da sind – wie in der Krise Hilfe, Solidarität und Liebe geschehen.  Wie da wahr ist, was Hölderlin schreibt: Wo Gefahr ist,  wächst / Das Rettende auch.  Deshalb: Deutsche Bahn: Dank für Chaos und für das in einem Zug geschehende Gute!


          PS1 (für Skeptiker): Das obige ist keine erfundene Geschichte, sondern wirklich gefundenes Ereignis!
          PS2: Die Freundlichkeit eines Menschen zeigte sich mir auch am Morgen des selben Tages: Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle, war eine Frau gerade dabei Kirschen zu brechen. Nach freundlichem Gruß schenkte sie uns etliche wunderbar rotsüße Kirschen (und ich hatte noch am Vorabend im Vorbeigehen überlegt, mir einige davon zu stibitzen).
          PS3: Wer noch immer dem Aberglauben anhängt, gerade in bedrängenden Situationen zeige sich die Bosheit des normalen Menschen, der lese von Rutger Bregman „Im Grunde gut“

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