Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

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          Sonntagsgedanken

          Hört! Hört!

          Mit ihren Sonntagsgedanken geben uns Menschen aus dem haupt- oder ehrenamltichen Verkündigungsdienst im Dekanat Vogelsberg jede Woche einen Impuls mit ins Wochenende. Heute: Peter Weigle, Pfarrer im Gruppenpfarramt

          Überlegungen zu 1.Könige 3,5-15

          Der noch junge König Salomo träumt. Im Traum begegnet ihm nicht die sprichwörtliche gute Fee mit den drei Wünschen, sondern Gott mit einem Wunsch. ‚Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll‘. Und es wird in der Folge deutlich, Salomos Vater David war ein großer König, der einen entsprechend langen Schatten wirft. Seine Fußstapfen sind groß. Und Salomo fühlt sich überfordert, schier überwältigt von all den Anforderungen. ‚Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein.‘ Salomo will ein guter König sein. Und dann kommt seine überraschende Antwort auf Gottes Angebot: ‚Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz‘. Er wünscht sich nicht Ruhm, Erfolg und strahlende Siege, sondern ein hörendes Herz. Gott ist angenehm überrascht und lobt ihn dafür. Er gewährt die Bitte und schenkt ihm sogar obendrauf noch Reichtum und Ehre. Für Salomo gilt: Auf das Herz kommt es beim Königsein an. Es geht um den Kern seiner Person. Das Herz steht für alles, was uns im Innersten bewegt und ausmacht, wofür wir einstehen und eintreten. Ihr  dies lesenden Könige und Königinnen in Euren mehr oder minder bescheidenen Reichen, wie steht es um Euer Herz? Denkt Ihr darüber überhaupt noch nach, wofür Ihr einsteht, wofür Ihr brennt, wofür Euer Herz schlägt? - Wenn wir jemanden von Grund auf loben und anerkennen, sagen wir manchmal noch: ‚er hat sein Herz auf dem rechten Fleck‘ oder ‚sie hat ein großes Herz‘. Ich glaube, Ihr lesenden Könige und Königinnen, Eure Herzen könnten etwas Aufmerksamkeit und Zuwendung gebrauchen.

          Ein hörendes Herz wünscht sich Salomo. Das überrascht mich. Ein großes Herz, ein starkes Herz, hätte näher gelegen. Aber hörend? Aber umgekehrt - was soll man mit einem tauben Herzen? Dann ist man eine taube Nuss. Niemand, der in Resonanz geht, der verbunden ist. Das stellt uns gleich die nächste Frage: Wie beherzt hören wir noch? Hören wir noch zu? Hören wir noch hin? Erwarten wir noch etwas von dem Gehörten? Lassen wir uns noch etwas sagen, uns berühren?

          Unsere Herzohren sind längst taub geworden. Wie oft ertappe ich mich selbst, dass ich im Gespräch nur meine Stichworte suche, um den Gesprächsfluss aufrecht zu erhalten. Ich scanne das Gehörte nur noch.

          Ich scanne danach, ob mir das Gehörte wohlgesonnen ist oder nicht, ob etwas von mir erwartet wird, ob es etwas zu tun gibt. Aber höre ich, hören wir noch richtig hin mit unserem Herzen? Wollen wir wirklich noch etwas vom anderen erfahren? Über ihn, über sie? Oder wollen wir nur eine angenehme Atmosphäre nach dem Motto: Wir bleiben im Gespräch.

          Nein, wir hören nicht mehr zu. Auch weil wir alles nicht länger hören können. All die schlechten Nachrichten, all der Informationsmüll den lieben langen Tag, all die Klagen und Beschwerden. Wir hören nicht mehr zu. Wir hören nicht mehr hin. Wir leben in Rollenspielen und sondern die von uns erwarteten Texte ab, äußern nur allgemein Erwartbares. Wir sind zumeist nicht mehr wirklich in Kontakt, nicht in Verbindung, sondern oft nur zur gleichen Zeit im gleichen Raum. Wir hören nicht mehr hin. Wir hören nicht mehr zu.

          Ihr Könige und Königinnen, wessen bedürft Ihr für Euer Königreich? Ich kann es Euch nur anempfehlen: Mit hörenden Herzen kämen wir einander recht nah, mit hörenden Herzen würden wir mehr Gott begegnen. Streben wir nach hörenden Herzen. Seien wir solche, die beherzt sind. Dann bauen sich Glauben und Kirche ganz von allein.

          Mehr Herz, Schwestern und Brüder und mehr Hören …

          Mit einem herzlichen Gruß,

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