Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Sonntagsgedanken - Auf ein Wort

          Vollendet

          Die Sperrholzplatte mit den 4 Rollen liegt noch irgendwo auf dem Speicher. Als die Kinder noch Kinder waren, da hatte es vor allem während der langen Wintermonate seinen Platz regelmäßig unter dem Sofa im Wohnzimmer oder unter dem Bett in einem Kinderzimmer. Wenn man Zeit hatte, wurde es herausgezogen und man konnte weitersuchen: eine Walfischflosse, eine Europakarte (oder war es doch eine Weltkarte?), die Tower Bridge in London bei Nacht wurden darauf zusammengefügt.

          Es war die Unterlage für die großen Puzzles. Ich selbst habe das nie so richtig gemocht. Ich bin kein Puzzler. Das ewige Suchen nach dem richtigen Teil, strapaziert meine Geduld sehr. Und doch: manchmal hat es auch mich gepackt: die Suche nach dem passenden Teil – und dann der Moment, wenn das letzte Teil eingesetzt wird. Die Faszination dieses Moments ist jedes Mal neu einmalig. Das Strahlen in den Augen der stolzen Vollender: Guck mal! Jetzt ist es vollkommen! Wir stehen, sitzen, knien um das Brett mit dem vollendeten Bild und staunen, dass doch tatsächlich irgendwie jedes Teil seinen passenden Ort im Puzzle gefunden hat – und wie wird alles abgesucht, wenn es noch zwei Lücken, aber kein Teil mehr gibt. Irgendwo müssen die doch sein. Man kann doch nicht einfach so aufgeben und das Bild unvollendet lassen. Und zum Glück: ich glaube sie haben sich immer noch in einer Ritze des Sofas oder zwischen irgendwelchen Spielsachen gefunden. Das Bild war gerettet.

          Ich muss daran denken, nachdem ich am Mittwoch vor Pfingsten einen interessanten Satz in der Losung gelesen habe, der seither immer wieder mal in Gedanken mit mir geht: „Der HERR wird's vollenden um meinetwillen.“ (Ps. 138,8) 

          Ach wie schön, denke ich: Ich muss nicht alles selbst schaffen und vollenden. Ich muss, ja vielleicht kann ich die Dinge des Lebens gar nicht zu Ende bringen. Und überhaupt: Wann ist denn das Leben zu Ende gebracht und vollendet wie das Puzzle auf unserem Brett mit Rollen unter dem Sofa? Wenn mein Leben so einem Puzzle gleicht, dann erlebe ich selbst die Vollendung nicht mehr in diesem Leben. Das lückenlose Gesamtbild ist erst mit meinem letzten Atemzug oder Pulsschlag vollendet. Doch wie schön ist diese Verheißung: „Der Herr wird’s vollenden um meinetwillen.“ Kein Leben bleibt unvollendet. Kein Teil Leben bleibt in der Ritze stecken. Und ich bin nicht dafür verantwortlich, sondern ein anderer kümmert sich darum.

          Ich erfahre das entlastend! Der Gedanke hilft mir, auch mit Unvollkommenheit und Ungewissheit leben zu können. Ich weiß: Mein Tun und Planen und Wollen und Machen ist immer nur das eine – was daraus wird, was es am Ende im vollendeten Gesamtbild sein wird? Ich will es in Gelassenheit kommen und geschehen lassen, weil ich weiß: „Der HERR wird's vollenden um meinetwillen.“

           

          Mit guten Wünschen für gelassenes Wochenende grüßt Sie
          Theo Günther

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