Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tagesandacht in diesen Zeiten

          Bestimmungen, oder einfach mal zum Nachdenken.

          „nimm dich zusammen!“ „heul nicht!“ „komm ja pünktlich heim!“ „es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“ „halt den Mund wenn ich rede!“ „benimm dich!“ „mach ja was ich sage!“ „was habe ich dir gesagt?“ „willst du nicht gehorchen!“ „wer nicht hören kann, der muss fühlen!“. Liebe Leserinnen und Leser, viele von Ihnen- oft sind es die Älteren- haben so etwas schon einmal gehört. Diese Worte sind äußeren Bestimmungen. Wer bestimmt in der Familie und was wird bestimmt? Wir hatten als Kinder immer auf das zu hören, was Vater und Mutter bestimmten, und wehe, wenn du nicht darauf gehört hast, dann „Gnade dir Gott“.

          Bestimmungen, oder einfach mal zum Nachdenken.

          „nimm dich zusammen!“ „heul nicht!“ „komm ja pünktlich heim!“ „es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“
          „halt den Mund wenn ich rede!“ „benimm dich!“ „mach ja was ich sage!“ „was habe ich dir gesagt?“ „willst du nicht gehorchen!“ „wer nicht hören kann, der muss fühlen!“.
          Liebe Leserinnen und Leser, viele von Ihnen- oft sind es die Älteren- haben so etwas schon einmal gehört.
          Diese Worte sind äußeren Bestimmungen. Wer bestimmt in der Familie und was wird bestimmt? Wir hatten als Kinder immer auf das zu hören, was Vater und Mutter bestimmten, und wehe, wenn du nicht darauf gehört hast, dann
          „Gnade dir Gott“.

          Die Gnade Gottes war dann eine Tracht Prügel.

          Jetzt, in den Zeiten von Corona, gibt es wieder Bestimmungen. Aber diese Art von Bestimmung ist irgendwie anders. Sie helfen mir, mich sicherer zu fühlen, ich verstehe sie, weil sie kommuniziert und verständlich dargestellt werden. Den Verschwörungstheoretikern und Panikmachern möchte ich mit einem Wort des Theologen Eberhard Jüngel antworten: „Doch anderen Menschen Irrtum, Lüge und Schlimmeres vorzuwerfen, das fällt offensichtlich umso leichter, je weniger man die Wahrheit kennt.“
           
          Sicher, Sorgen machen auch wir uns in diesen Tagen. Sorgen um liebe Menschen, Sorgen auch um unsere eigene Gesundheit. Viele kämpfen auch wirtschaftlich ums Überleben durch die aktuelle Situation. Doch allen Sorgen und Ängsten zum Trotz: Wir haben keinen Geist der Ängstlichkeit und des Kleinmuts. Wir sind Söhne und Töchter Gottes, zur Freiheit berufen. Wir sind Liebende, Befreite, die auch in Ängsten sind, aber wir leben, lieben und lassen die Angst nicht bestimmen. Wir lassen uns immer wieder beflügeln von der Nähe Gottes.
          Ein gutes Beispiel dafür, wozu christliche Freiheit befähigen kann, ist das Leben von Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Theologe zur Zeit des Nationalsozialismus. Weil er Hoffnung auf das ewige Leben hatte, konnte er selbst im Gefängnis und angesichts seiner nahenden Hinrichtung radikal christliche Werte vertreten. Doch gerade jetzt in dieser „bestimmten“ Zeit, die mit schweren Krisen überschattet ist, ruft uns Gott zur Besonnenheit auf. Mit diesen Worten erinnern wir an eine biblische Ermutigung:
          “Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2.Timotheus 1, 7).
          Es braucht jetzt besonnene Menschen, die mit Weisheit, Ruhe und Verantwortungsbewusstsein agieren. Zur Besonnenheit gehört es, kluge und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Sich nicht bewusst in Gefahr zu begeben, sondern sorgsam mit der eigenen Gesundheit und derer anderer Menschen umzugehen. Das bedeutet auch, ärztlichen und politischen Anweisungen Folge zu leisten.
          Vielleicht ist es ein Auftrag für uns Christen in dieser aufgewühlten Zeit mit dem Geist der Besonnenheit gelassen und beruhigend auf unsere Gesellschaft einzuwirken. Der Geist der Ängstlichkeit macht panisch und kopflos, der Geist der Besonnenheit macht weise und gelassen. Und eine Frucht dieses Geistes ist auch die Geduld! Und vermutlich werden wir davon in nächster Zeit noch eine ganze Menge brauchen.
          Kraft, Liebe und Besonnenheit brauchen wir, als Haltung dem Leben gegenüber – gerade, wenn es nicht rund läuft. Zur Kraft gehört auch immer die Seite der Klarheit. Besonnenheit – das kommt von sich besinnen. Sich auf die Kraft Gottes besinnen, auf den, der uns ins Leben ruft und uns zur Solidarität und Liebe einlädt.
          Wenn ich diese Gedanken in mir aufnehme, dann fallen Bestimmungen einfacher und werden verständlicher.
          Dies soll natürlich nicht vermitteln, dass ich als Christenmensch alles Schlucken und hinnehmen muss. Ein konstruktiver Dialog mit Andersdenkenden ist gut und wichtig.
           
          Aber verständlicher wird der Dialog mit unseren Kirchen zurzeit nicht. Die EKD (Evangelische Kirche Deutschland) schlägt vor. Die Landeskirchen weichen ab. Dort Maskenpflicht und „reduzierter Gemeindegesang“ - was immer das auch ist-, auf der anderen Seite das Gegenteil. Wie in der Politik. Wer soll da noch Lust auf Kirche haben?
          Viele haben sich einer religiösen Autorität oder einer „übermächtigen Kirche“ untergeordnet, diese Menschen werden es immer schwer haben eine christliche Identität zu entwickeln, oder sich ein eigenes Meinungsbild zu verschaffen.
          Und dieses eigene Meinungsbild darf auch einmal anders aussehen. Ich zum Beispiel wünsche mir in unseren Kirchen mehr Spiritualität und weniger Amtskirche. Vielleicht auch mal ein Abweichen von „Bestimmungen“, so dass „Andersdenkende“ und
          „Kirchenfremde“ auch einen Platz in unseren Kirchen finden könnten.

          Vielleicht sollten wir auch einmal daran denken, dass Kirche in der ursprünglichen Form, eine Organisationsform von Religionen ist, die hier einmal in den Hintergrund rücken sollte, damit Gottes Wort wieder mehr an Bedeutung findet.
          Denn Jesus selbst hat gesagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Matthäus 11, 28).
          Schließen möchte ich mit ein paar Zeilen zum Nachdenken (Autor unbekannt):

          Mich gehen lassen, das lehrte man mich, sei schlecht. So ließ ich mich nicht mehr gehen, hatte mich stets im Griff, hielt fest an dem was sein „sollte“ - und blieb stehen.
          Heute bin ich im Weiterkommen so aus der Übung, dass mir jeder Schritt Angst macht.

          „Gut oder schlecht“- so lehrte man mich, meine Gefühle zu bewerten.

          Die guten ins Köpfchen und nach außen tragen, die schlechten brav runterschlucken. Ich war so lange „gut“, bis ich nicht mehr schlucken konnte.
          So lernte ich mühsam, mich von „gut“ und „schlecht“ zu trennen – zu sein wie ich bin – Für viele auf einmal u n b e q u e m.
          Ihr

          Horst Kurz

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