Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Evangelisches Dekanat Vogelsberg veranstalte Workshop-Synode zur Zukunft der Kirche in der Region – mehr als hundert Beteiligte

          Wandel statt Krise

          Mehr als hundert Mitwirkende nutzten am vergangenen Wochenende die Chance, sich im Rahmen einer Workshop-Synode am Bau der Vogelsbergkirche 2030 zu beteiligen.

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          Wenn man nach den ersten schönen Begegnungen mit einem vielstimmigen Kanon und einer nicht anspruchslosen Body-Percussion, angeleitet von Kantorin Christine Geitl, in einen intensiven Workshop-Tag startet, dann haben Beteiligten schon zu Beginn unter Beweis gestellt, dass sie bereit sind, gemeinsam an etwas Großem und Schönen zu arbeiten.

          Es ging um die Zukunft der Kirche im Vogelsberg am vergangenen Samstag, als das Evangelische Dekanat Vogelsberg alle Haupt- und Ehrenamtlichen und alle anderen an Kirche interessierte Menschen zu ihrer ersten Workshop-Synode in die Schule an der Wascherde nach Lauterbach eingeladen hatte. „Glaube. Leben. Zukunft.“ lautete das Motto des Tages, zu dem Sylvia Bräuning, Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes (DSV), und Ralf Müller, Referent für Bildung und Ökumene im Dekanat, die mehr als hundert Mitwirkenden und Gäste begrüßten.

          „Bleibt das Wetter gut, lohnt sich Optimismus oder muss man auf alles vorbereitet sein, da es nur noch schlechter werden kann?“ Die Unvorhersehbarkeit des Wetters und die stets anzupassenden Konsequenzen nutzten die beiden in ihrer launigen Moderation, um ins Thema einzuführen. Die Kirche befindet sich in einem tiefgreifenden Prozess: Nicht nur die Mitgliederzahlen sinken und damit auch die Einnahmen für die Institution Kirche, auch die Anzahl der Pfarrerinnen und Pfarrer sinkt: Den Babyboomern, die nun bald in den Ruhestand gehen, folgt eine erheblich kleinere Anzahl an Theologen nach. Im Vogelsberg wird diese Entwicklung bis zum Jahresende Vakanzen bei 25 Prozent aller Pfarrstellen bedeuten. Was also tun?

          „Prüft alles und das Beste behaltet!“ Diesen Rat des Paulus an die Thessalonicher übertrug Propst Matthias Schmidt in seinem „Wort zum Tage“ auf die gegenwärtige Situation. Dabei war ihm klar, dass man die bisher geleistete gute Arbeit der Kirchengemeinden nicht abwerten dürfe. Dennoch: „Das Bewährte funktioniert nicht mehr“, so Schmidts Feststellung. Das sei schmerzhaft, zumal man am Vertrauten, Bewährten hänge. Angesichts der Entwicklungen jedoch müsse man auch Dinge akzeptieren, die man nicht ändern könne, Dinge ändern, die man ändern könne, und die Weisheit haben, das eine vom anderen zu entscheiden, zog der Propst ein weiteres bekanntes Zitat zu Rate und ermunterte die Anwesenden: „Wir haben Gestaltungsspielräume und wir wollen miteinander Kirche in der Region gestalten.“

          Für den Impulsvortrag des Tages hatte Ralf Müller mit Andreas Schlamm (Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi)) einen ausgewiesenen Experten zum Thema Regionale Kirchenentwicklung gewinnen können. „Wie Gemeinden eine Kultur des Miteinanders einüben und kirchliche Biodiversität wächst“ war sein Thema. Schlamm ist bekannt dafür, dass er Pioniergeist und Start-Up-Denken in der Kirche fordert und Veränderungsprozesse und innovative Aufbrüche begleitet. So hatte er einige Beispiele aus der Praxis mitgebracht und lobte das Dekanat: „Eine Beteiligungssynode zu veranstalten, ist eine sehr gute Idee.“ Schlamm nahm die Gäste mit in die VUCA-Welt (Volatilität – Unsicherheit – Komplexität – Mehrdeutigkeit) und sprach über mentale Blockaden, den Vorteil von „regiolokal“ gegenüber „regional“ und plädierte für ein Denken über den Kirchturm hinaus. Mit der Kraft der Netzwerke könne die „Kirchliche Biodiversität“ gestärkt werden und die Kirche für viele Menschen offener werden. Schlamms Credo: „Wandel statt Krise“. Dieser Wandel können in einen „Kirchlichen Schengen-Raum“ führen: Offen für Menschen aus allen Gemeinden und Gruppierungen.

          Wie dieser Schengen-Raum oder, um es mit Ralf Müller und Sylvia Bräuning zu sagen, die evangelische Kleingartenkolonie im Dekanat auf vielen Ebenen gestaltet werden kann, dazu konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Lauf des Tages in vier von zehn Workshops austauschen. Ein Moderator und ein Impulsgeber standen dort bereit.

          Wie man aus vier eine Gemeinde macht, stellte Pfarrer Thomas Peters aus Stadtallendorf vor. Hier wurde klar: Von der Vision bis zur Umsetzung herrscht nicht nur gute Stimmung – und zu Ende geht der Prozess mit der Fusion von vier Gemeinden längst nicht.

          Mit Impulsgeber Andreas Schlamm machte sich ein weiterer Workshop auf die Suche nach geistlichen Ressourcen: Wo tanken Beteiligte in einem Veränderungsprozess auf? Was hilft mitten im Sturm?

          Über die Relevanz eines Wertegerüsts im Wirtschaftsleben – bei Handwerk, Industrie und Verwaltung – sprach der Unternehmen Alexander Klein mit den Workshop-Besuchern. Hier rückten auch soziale Berufe in den Mittelpunkt der Betrachtungen.

          „Nachbarschaftsräume ökumenisch gestalten“ war der Ansatz in einem weiteren Workshop, zu dem Hedwig Kluth und Michael Krummeich von der katholischen Kirche im Vogelsberg eingeladen waren. Gemeinsam mit den Mitwirkenden diskutierten sie Möglichkeiten und auch Grenzen von mehr Ökumene in der Region. Pfarrer Frank Hammel moderierte und gab evangelischen Input.

          Kirche und Diakonie müssen gemeinsam in die Zukunft gehen – unter diesem Aspekt sprachen Christoff Jung von der Regionalen Diakonie Hessen-Nassau und Fred Weißing vom Diakonischen Werk Vogelsberg mit den Gästen. Hier ging es u.a. darum, die Relevanz der Diakonie für viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens herauszustellen und kirchliche Beratungs- und Unterstützungsangebote in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, um zu zeigen, dass Kirche wirkt.

          Ein weiterer Workshop mit Holger Schäddel und Antje Borgerding vom Evangelischen Dekanat widmete sich der Frage, wie Kirchengemeinden mit dem Umfeld, also im Sozialraum, kooperieren können. In vielen Einrichtungen – Altenheimen, Schulen, Kitas – funktioniert das jetzt schon ganz selbstverständlich. Diese und andere Beispiele könnten durchaus Schule für mehr sozialräumliches Arbeiten machen.

          „Kirche mit anderen“ - der Workshop mit Dr. Steffen Bauer von der Ehrenamtsakademie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), bezog sich auf die Einbindung Ehrenamtlicher in die Gemeindearbeit, die für die Anwesenden viel mehr ist als nur Gottesdienst, sondern bedeutet, auch Begegnungen außerhalb der Kirche zu schaffen.

          Mit gleich zwei Experten in Sachen Digitalisierung nahm die EKHN die Frage nach der „Digitalen Transformation der Kirche“ wahr: Tobias Albers-Heinemann vom Zentrum Bildung und Annika Kaplan von der Stabsstelle Digitaler Wandel der Kirchenleitung sammelten viele Eindrücke der Kirchengemeinde, die diese in den letzten beiden Jahren zwangsläufig machten: Was kann, soll, muss bleiben? Was können Gemeinden und Nachbarschaftsräume leisten? Wo gibt es Hilfen? Diese und viele andere Fragen wurden an diesem Tisch besprochen.

          „Die Kirche bleibt im Dorf!“ Ein vielgehörter Wunsch in den Kirchengemeinden, verständlich noch dazu. Dass die Kirche vielleicht bleibt, aber nicht mehr überall bespielbar sein wird, war den meisten Gästen klar. Sie überlegten bereits sehr kreativ, wie man mit weniger, aber anderen Gottesdiensten, wieder mehr Menschen anspricht und vielleicht sogar begeistert.

          Zu guter Letzt gab es noch den Workshop für die kommunale Zusammenarbeit. Mit Heiko Siemon, Bürgermeister in Schlitz, diskutierten die Teilnehmer Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Synergien – Letztere beispielsweise durch die gemeinsame Nutzung eines DGH.

          Den ganzen Tag über standen außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenleitung zur Verfügung: Aus dem Referat „Personalservice Pfarrdienst“ war Dr. Sabine Winkelmann aus Darmstadt gekommen, Dorothee Reiniger-Pointner informierte auf Wunsch persönlich über den Gebäudebedarfs- und –entwicklungsplan. Ralf Schnell von der Regionalverwaltung Oberhessen sprach über Geld und Personal im Nachbarschaftsraum.

          Am Ende des langen und zunehmend heißen Workshop-Tages dankte Dekanin Dr. Dorette Seibert mit einem kleinen Eis allen Beteiligten, insbesondere dem Organisationsteam. „Wie sieht’s aus“, fragte sie in die Runde, und: „Wo gab’s Rückenwind?“ Die positiven Impulse aus diesem sehr intensiven Workshop hielten die Organisatoren in einer Wortwolke fest; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen sie mit in ihren Alltag, in ihr Leben und in den Umbruch. In den Transformationsprozess ihrer Kirche.

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