Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Abschied

          Jürgen und Britta Seng verlassen das Schlitzerland

          Michaela RojahnBritta und Jürgen Seng mit Dekanin Dr. Dorette Seibert

          Am 23. Juni wurden Pfarrer Jürgen Seng und Organistin und Chorleiterin Britta Seng in einem Gottesdienst aus ihrem Dienst im Kirchspiel Hartershausen verabschiedet. Das Ehepaar verlässt nach knapp 15 Jahren das Schlitzerland und wechselt in die Gemeinde Bad Vilbel-Heilsberg.

          Ein wohltuendes Gesicht der Kirche

          Vor vollen Kirchenbänken und mit Tonübertragung nach draußen sprach Jürgen Seng in seiner Abschiedspredigt über eine Karikatur: „Schatz, ich bin in der Kirche. Brauchen wir was aus der Kirche?“ spricht darauf ein Mann in sein Mobiltelefon, während er in einer nahezu leeren Kirche den Mittelgang entlanggeht. Seng machte sich diese Frage zu eigen und nannte vieles, was er selbst aus der Kirche brauche. Stille und Trubel, schrille Töne und Gesang, Zuspruch und Kritik. Er habe in der Kirche mit Gott gerungen und Kraft gefunden vor schweren Diensten. Zugleich habe er auch von anderen erfahren, was sie in der Kirche gefunden haben: Halt, Inspiration, Trost, neue Gedanken, Raum für Tränen und Dankbarkeit, Wahrheit und Klarheit. Fünf Kirchen hätten ihm genug Raum gegeben, um vor allem seine Lust am Gottesdienst voll auszuleben. „Eines brauche ich ganz gewiss, den Frieden Gottes“, schloss Seng seine Predigt.

          Dr. Dorette Seibert, Dekanin des evangelischen Dekanats Vogelsberg wirkte im Gottesdienst mit und übernahm die Entpflichtung der Sengs. Sie lobte besonders deren Begabung, das ganze Leben, den Alltag als Gottesdienst zu gestalten. Ein ungewöhnlicher Weg habe Jürgen Seng ins Pfarramt geführt, ein Weg, der auch erkläre, weshalb der Blick über den Tellerrand stets Teil seiner Arbeit sei. Als Metzgermeister im Familienbetrieb tätig, engagierte sich Seng 18 Jahre lang im Kirchenvorstand, war zwölf Jahre Synodaler auf Dekanatsebene und sechs Jahre Mitglied der Kirchensynode. Die Ausbildung zum Prädikanten habe ihn schon lange vor seinem ordinierten Amt Gottesdienste leiten lassen. Um Theologie studieren zu können, nahm er sogar auf sich, das Abitur nachzuholen. Gemeindearbeit sei „genau sein Ding“, so die Wahrnehmung Seiberts, die als besondere Qualitäten den Humor des Pfarrers sowie seine Kollegialität und Zuverlässigkeit hervorhob und dem Ehepaar ein großes Interesse für die Menschen bescheinigte.

          Dekanatskantorin Dr. Diana Rieger war gekommen, um Britta Seng für deren Wirken als Chorleiterin, Organistin, Mitglied im Kirchenmusikausschuss und Chorsängerin ihren Dank auszusprechen. Bereits im ersten evangelischen Pfarrhaus, im Hause Luthers sei umfangreich Musik gemacht worden. In diese Tradition habe sich Familie Seng sowohl theologisch als auch kirchenmusikalisch gestellt, so Rieger, die selbst an diesem Nachmittag nicht auf der Orgelbank saß. Diesen Platz teilten sich bei großer Hitze auf der Empore Holger Eurich aus Üllershausen und Joachim Weitzdörfer aus Fraurombach. Beide begleiteten nicht nur den musikreichen Gottesdienst, sondern interpretierten auch im Anschluss die Wunschmusik Jürgen Sengs, nämlich das „Schlitzer Lied“ und Udo Jürgens‘ „Ich war noch niemals in New York“.

          Andrea Schmidt aus Pfordt überbrachte den Dank der Kirchenvorstände. In fast 15 Jahren sei so viel passiert, dass die Aufzählung der Aktivitäten und Projekte nur beispielhaft ausfallen konnte: der Neubau des Gemeindehauses und die energetische Sanierung des Pfarrhauses, die Abwicklung der Gemeindestiftung, die pfarramtliche Verbindung von Hartershausen und Fraurombach, die Gründung des Gemeindebriefes und der Aufbau der Website, Kinderbibelwochen, Fahrten und Feste, besondere Gottesdienste wie der Faschingsgottesdienst, die Christmette und die Osternacht und vieles mehr ließe sich nennen. „Du hast mit uns gearbeitet, gelebt und geglaubt, gelacht, gefeiert und manchmal auch geschimpft.“ resümierte Schmidt. „Vergiss uns nicht zu schnell und komm gut an.“

          Der Schlitzer Bürgermeister Alexander Altstadt dankte dem Ehepaar Seng für sein Wirken im Schlitzer Land. Man habe gespürt, dass die Familie hier heimisch geworden sei und jeder im Raum habe wohl seine ganz persönlichen Erinnerungen an die vergangenen Jahre. Jürgen Seng habe Kirche erlebbar gemacht. „In deinen Predigten hat man gemerkt, dass du weißt wovon du sprichst und dass du auch voll dahinterstehst“, so der Eindruck Altstadts, der zum Schluss die Bitte formulierte: „Behaltet uns in euren Herzen!“

          In einem weiteren Grußwort formulierte auch die Schulleiterin der IGS Schlitzerland Dr. Ingeborg Krause Worte großer Wertschätzung. Seng habe von Klasse fünf bis zehn alle Stufen unterrichtet und sich von Anfang an mit der Schule identifiziert. Als besonders wohltuend habe sie seine Gewohnheit empfunden, dass er als Religionslehrer nicht bloß „eingeflogen“ sei, sondern immer mit genügend Zeit präsent war und sich über Freistunden zwischen seinem Unterricht freute. „Du hast großes Interesse für die Schülerinnen und Schüler gezeigt und warst auch präsent für uns Kolleginnen und Kollegen, wenn es jemandem nicht gut ging, wenn jemand einen Rat brauchte und natürlich auch immer für einen dummen Spruch zu haben.“ Krause blickte auf eine „vertrauensvolle, menschliche und persönliche“ Zusammenarbeit zurück, in der der Pfarrer mit seinem Selbstverständnis, ein Gesicht der Kirche in der Schule zu sein, nie aufdringlich gewesen sei, sondern Kirche im positiven Sinne vermittelt und den Schulalltag enorm bereichert habe. Sengs „Inklusion“ sei vollends gelungen.

          Das letzte Wort hatte erneut Pfarrer Seng. Ihm war zunächst wichtig, festzustellen, dass er laut Chronik nach Pfarrer Bähringer derjenige mit der zweitlängsten Amtszeit seit 1867 im Kirchspiel sei. Ferner habe der HSV im gleichen Zeitraum 22 Trainer gehabt. Sengs Wechsel sei also weder ungewöhnlich, noch habe er etwas mit der Gemeinde zu tun. „Es gefällt uns nach wie vor gut hier, doch 15 Jahre sind eine lange Zeit.“ Dass seine Art und Weise nicht jedermanns Sache ist, sei ihm durchaus bewusst gewesen. „Ich gebe zu, übertriebene Frömmigkeit gehört nicht zu meinen größten Talenten“, so Seng. Mit Sorge nehme er wahr, dass die Kirche politisch an Einfluss verliere. Seine Überzeugung: „Kirche muss sich einmischen in Politik und Gesellschaft.“ Mit Blick auf die Gemeinde hinterlasse er ein bestelltes Feld für die Nachfolge. Nicht nur der Rückhalt im Kirchenvorstand sei groß gewesen. Besonders mit dem Helferkreis seien zahlreiche Projekte gemeinsam gestemmt worden. Diese gute Zusammenarbeit habe er sehr geschätzt. Besonders vermissen werde er seine Freunde und Nachbarn.

          Im Anschluss an den Gottesdienst feierten die Gemeinden bei strahlendem Sonnenschein und üppiger Bewirtung in Kirchhof und Pfarrgarten. Der Kirchenchor Fraurombach unter Leitung von Martin Wedler und der Posaunenchor Hartershausen, den Peter Stock leitet, brachten kurze Ständchen und ließen den Nachmittag ausklingen.

          Jürgen Seng wird am 25. August um 15 Uhr an seiner neuen Wirkungsstätte, der Bad Vilbeler Heilig-Geist-Kirche eingeführt.

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