Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

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          Männergruppe 55+ wandelt auf Luthers Spuren in Wittenberg und spürt Lebenslinien nach

          Biografien von Männer im Blick

          Foto: Holger Schäddel

          Auch im Evangelischen Dekanat Vogelsberg ist der Begriff „Erwachsenenarbeit 55plus“ mittlerweile fest verankert und bietet den unterschiedlichsten Interessensgruppen ein breit gefächertes Angebot, um sich auszutauschen und gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen.

          Foto: Holger Schäddel

          Der Grundgedanke von „55plus“ ist, dass Menschen in der Zeit nach Familie und Beruf häufig neue Beziehungen und Netzwerke aufbauen müssen, besonders dann, wenn der Beruf eine wichtige Rolle gespielt hat. Für ein gutes und zufriedenes Leben spielen diese Beziehungen und Netzwerke in jedem Lebensalter eine wesentliche Rolle, besonders auf dem Land, wo man schon rein fahrtechnisch schnell mal abgehängt sein kann.

          Das Konzept „55plus“ gibt jetzt und für später Raum, um Kontakte zu knüpfen, die Nachbarschaft zu genießen und zu pflegen und auch das Gespräch mit anderen Generationen zu suchen. Unter der Leitung von Franziska Wallenta und Holger Schäddel fächert sich der Bereich auf in selbstorganisierte Aktivitäten (www.route55plus.de/vogelsberg) und diverse Bildungs- und Informationsangebote (www.vogelsberg-evangelisch.de/angebote) sowie einige Veranstaltungen für die Interessensgruppe der über 55-jährigen Männer.

          „Beruf und Berufung“ war das letzte „Männer55plus“-Thema im ersten Quartal dieses Jahres, wozu das Evangelische Dekanat Vogelsberg eingeladen hatte. Es umfasste zunächst einen Gesprächsabend und Betriebsbesichtigungen. Den Abschluss bildete eine Studienfahrt nach Wittenberg, wo Eindrücke zu Lebensstationen Martin Luthers in Beziehung zur eigenen Berufs- und Berufungs-Biografie aufgenommen wurden. Neben verschiedenen Diskussionsrunden blieb für die Teilnehmer genügend Zeit für die Kultur der Lutherstadt Wittenberg und ungezwungene Begegnungen. Von Anfang an stand auf dieser Fahrt jedoch die Biografie des Reformators im Vordergrund, beispielsweise bei der ersten Rast am „Lutherstein“ bei Erfurt-Stotternheim. Als Luther zu Fuß am 2. Juli 1505 auf dem Rückweg von seinen Eltern war, überraschte ihn dort ein so heftiges Gewitter, dass er um sein Leben fürchtete. Völlig überwältigt und zu Tode geängstigt, soll er in dieser Situation gerufen haben: „Hilf du St. Anna, ich will ein Mönch werden.“ Diese Stelle gilt als einer der Wendepunkte in seiner Biografie. Bei einem weiteren Stopp besuchte man die Marktkirche in Halle (Saale), die als bedeutendes Denkmal der Kirchengeschichte gilt.

          Während der nächsten Tage gab es noch vielfältige Möglichkeiten, an Originalschauplätze der Reformation und auf den Spuren Martin Luthers zu wandeln. Zusätzlich stellten verschiedene Gesprächsrunden Bezüger unterschiedlichster Biografien zueinander her: Eindrucksvoll schilderten drei einheimische Referenten zunächst ihre berufliche Biografie in der Zeit der ehemaligen DDR und beschrieben, wie sie die vielen persönlichen Veränderungen nach der Wende erlebten: Die Zerschlagung ihrer Kombinate, die Schließung auch von mittleren und kleinen Betrieben und die damit verbundene Arbeitslosigkeit. Die authentischen Aussagen dazu und auch die erlebte „Neue Zeit“ beindruckten die Vogelsberger sehr.

          Im Laufe des Wochenendes in Wittenberg gab es auch Gelegenheit, die eigene Berufszeit und die damit verbundenen Herausforderungen mit den anderen Teilnehmenden zu besprechen und in Bezug zu Luthers Arbeitsverständnis zu setzen. Im Asisi-Panorama „LUTHER 1517“ wurde die Zeit von Martin Luther, Friedrich dem Weisen und Lucas Cranach lebendig und die Zeitgeschichte in der Epoche der Reformation hautnah erlebbar. Das interaktive Großbildnis entrollt seine Szenerie vom Schlossplatz in Wittenberg aus. Der Ablasshandel, der Lebensalltag der Bauern, Kurfürst Friedrich der Weise, der Erzbischof von Magdeburg, Luthers Thesen zur Reformation, öffentliche Verbrennungen, die Sektion eines Menschenkopfes und Lesungen der Heiligen Schrift kann man in dem Panorama in 3D lebensnah und realistisch bestaunen. Das Lutherhaus war eine weitere Anlaufstelle der Reisegruppe aus dem Vogelsberg. Luther wohnte in dem 1504 als Augustinerkloster gebauten Gebäude als Mönch und später dann auch zusammen mit seiner Familie. Seit 1883 ist das Haus als Museum geöffnet und gilt heute als das weltweit größte reformationsgeschichtliche Museum. Als Höhepunkte gelten die Kanzel Luthers aus der Stadtkirche und das Herzstück des Rundganges, die Lutherstube, die weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben ist. Zum Wahlprogramm der Reisenden gehörten u.a. das Melanchtonhaus, die Schlosskirche oder die Cranachhöfe.

          Den Abschluss der Fahrt, die unter der Regie von Holger Schäddel, Gemeindepädagoge und Diakon des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, stand, bildete ein eindrucksvoller Gottesdienst in der Stadtkirche Wittenberg, in dem auch die Musik eine wesentliche Rolle spielte. An der Orgel spielte Professor Ulrich Lamberti und auch die Wittenberger Kantorei unter der Leitung von Kantorin Heike Mross-Lamberti bestach mit brillant vorgetragener Musik. Im Kirchencafé im Anschluss bekam die Gruppe schließlich noch den bekannten evangelischen Theologen und Bürgerrechtler Friedrich-Wilhelm Schorlemmer zu sehen. Er war ein prominenter Protagonist der Opposition in der DDR. Mit einem großen Rucksack voller Eindrücke verließ die Männergruppe die Lutherstadt. Anregungen für weitere Treffen und Themenreihen werden sich darunter noch viele finden – für Zeiten, in denen Reisen und Treffen wieder möglich sind.

          Beitrag von Herbert Schott

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