Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Evangelisches Dekanat Vogelsberg auf Sozialraumbegehung in einzelnen Regionen

          Potenzial im Raum und in der Zusammenarbeit erkennen

          T. Schlitt

          Dass sich Kirchengemeinden in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bis Ende des nächsten Jahres zu Nachbarschaftsräumen zusammenfinden sollen, ist seit die Kirchensynode zuletzt tagte, beschlossene Sache. Eine Notwendigkeit, die viele Ursachen hat – etwa den demographischen Wandel, die sinkenden Mitgliederzahlen und den Rückgang an Pfarrerinnen und Pfarrern. Das Dekanat Vogelsberg macht sich auf den Weg.

          Dass sich Kirchengemeinden in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bis Ende des nächsten Jahres zu Nachbarschaftsräumen zusammenfinden sollen, ist seit die Kirchensynode zuletzt tagte, beschlossene Sache. Eine Notwendigkeit, die viele Ursachen hat – etwa den demographischen Wandel, die sinkenden Mitgliederzahlen und den Rückgang an Pfarrerinnen und Pfarrern. Eine Notwendigkeit, die sich vielen Gemeinden allerdings nicht erst in der Zukunft stellt, sondern schon jetzt real vor ihnen liegt: Im Vogelsberg sind aktuell vier von 41,5 Pfarrstellen vakant, darüber hinaus ist pensionsbedingt im Lauf der nächsten zwölf Monate mit ca. neun weiteren frei werdenden Stellen zu rechnen. Besetzt werden können die längst nicht alle: Die Anzahl der Menschen, die Theologie studieren, geht zurück und die Bereitschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer, im ländlichen Raum zu arbeiten, ebenso.

          Dieser schwierigen Lage trotzen schon jetzt einige Kirchengemeinde und Kirchspiele im Dekanat Vogelsberg mit Kooperationen, sei es auf Verwaltungsebene, wie beispielsweise in den Gemeinden Landenhausen, Angersbach und Stockhausen, oder auf kirchlicher Ebene, wie zuletzt die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde im Schlitzerland gezeigt hat. Dass solche Zusammenschlüsse nun aber verpflichtend werden, bedeutet, dass sich die Gemeinden im Dekanat noch intensiver und in ihrer Gesamtheit auf den Weg machen müssen. Aus diesem Grund hat Dekanin Dr. Dorette Seibert die monatlich stattfindende Dekanatskonferenz im April als dezentrale Regionalkonferenzen angeboten und dabei auf Sozialraumbegehung gesetzt. Dabei sollten jeweils in einem Ort der Regionen Süd, Ost, West und Nord – die zunächst nur räumliche Gruppen sind und noch keinerlei Verpflichtung zur Bildung eines Nachbarschaftsraumes eingegangen sind – die Gäste aus den anderen Orten diesen einen Sozialraum beispielhaft für jede andere Stadt, jedes andere Dorf, anschauen. Um dem bloßen „Anschauen“ eine Richtung zu geben, unterstützten die den Regionen zugeordneten Gemeindepädagogen diese Begehung mit ausgewählten Fragen.

          Die Gruppe der Region Süd hatte für ihr erstes Treffen wirklich den Süden des Dekanats ausgewählt: Ihre Gastgeberin war Pfarrerin Andrea Wiemer. In deren Pfarrgarten in Freiensteinau mit einem herrlichen Blick über den Vogelsberg trafen sich die Kolleginnen und Kollegen aus Landenhausen, Angersbach und Stockhausen. Auch die Gemeinden Nieder-Moos, Crainfeld, Herchenhain, Altenschlirf und Engelrod gehören der Region Süd an. Begleitet wurde der Nachmittag von den Gemeindepädagogen Ruth Martin-Weigang und Peter Weigang. Sie erläuterten zunächst den Gedanken der sozialräumlichen Arbeit. Diese stellt bei allen Angeboten, die eine Einrichtung, seien es kommunale, soziale oder kirchliche, macht, den Menschen in seinem Umfeld in den Mittelpunkt: Wo ist der Mensch angesiedelt und was und wen findet er in seinem Sozialraum, das ihn fördert und ihm hilft. Welche Strukturen findet man hier, welche Ressourcen, welche Institutionen? „Angebote, die unter diesem Aspekt stattfinden, arbeiten mit den Menschen, nicht für sie“, definierte Martin-Weigang. Mit Bezug auf die kirchliche Arbeit bedeutet dies, den Blick mehr als andere Institutionen auch auf Randgruppen und Ausgegrenzte zu richten.

          Die Frage des Nachmittags war demnach: Was bietet der Sozialraum Freiensteinau? Und was bietet er nicht? Ausgestattet mit Fragen wie „Welche Institutionen und Vereine gibt es?“, „Wie alt sind die Menschen, die man antrifft?“, „Gibt es Orte zum Auftanken?“, „Gibt es Freiräume für Künstler?“, „Wozu musst du laut Nein sagen?“ oder „Was würdest du gerne zeigen?“ zogen die Mitwirkenden in kleinen Teams durch den Ort. Auch die Pfarrerin, die Freiensteinau seit dreißig Jahren kennt, entdeckte dabei Neues oder sah ihr Dorf mit anderen Augen. So wurde deutlich, dass in der Ortsmitte vielleicht eine schöne Bank stehen könnte, die ein Gast vermisst hat. Oder dass es kleine (Bücherzelle) und große (Supermarkt) Auftankzellen gibt, die man in dieser Funktion noch nie gesehen, aber vielleicht in Zukunft nutzen kann. Dass die Altersstruktur gar nicht so katastrophal erscheint, wie die Studien über den demografischen Wandle im Vogelsberg oft glauben machen. Allerdings: Die Begehung war ein Blitzlicht, das keine unumstößlichen Erkenntnisse bringen sollte und konnte, sondern kleine Denkanstöße und Perspektivenwechsel, wie sie nur auf diese Weise zustande kommen können.

          „Diese Art, Räume zu entdecken, lassen sich auf alle Orte übertragen“, ermunterte Weigang die Anwesenden dazu, dies auch mal in den eigenen Gemeinden zu probieren: ausgestattet mit bestimmten Fragestellungen ihren eigenen Raum neu entdecken.

          Der Nachmittag in Freiensteinau stand – wie die anderen Konferenzen – aber auch im Zeichen der Begegnung und des Austauschs, wie er in kleineren Gruppen eher möglich ist, zumal das Thema verbindliche Zusammenarbeit in der Zukunft natürlich im Raum steht. Die Region Süd – so hatte es den Eindruck – hat die Notwendigkeit dazu längst erkannt und nicht nur Nachteile im Blick, sondern auch Vorteile. Sie begibt sich auf diesen Weg, der zwar ein Abschiednehmen vom vertrauten Bild ihrer Gemeinde und ihres Pfarrers bedeuten kann, aber auch ein Aufbruch zu einem neuen gemeinsamen Arbeiten und Erleben von Kirche.

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