Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Die Sonntagspredigt aus dem Dekanat

          Predigt für Rogate 2020

          Joh 16, 23b-33 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. 24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.

          25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. 26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; 27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. 28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. 29 Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht in einem Bild. 30 Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. 31 Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? 32 Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. 33 Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

           

          Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern, seinen Freundinnen und Freunden und es geht ihm wie uns bei Abschieden auf lange Zeit. Er betont das, was bleibt, was Bestand hat, was wesentlich war und sein wird. Seine Jünger fürchten sich vor einer Zeit ohne ihn, denn all ihre Hoffnung war und ist auf ihn gerichtet. Seine Jünger haben Angst. Und Jesus leugnet das nicht, redet es nicht weg, sondern bringt es auf den Punkt: In der Welt habt Ihr Angst. Und über Zeiten und Räume hinweg,

          gelten seine Worte auch uns.

          Und auch wir sind voller Angst, Wir haben Angst, uns anzustecken. Wir haben Angst, andere anzustecken, vor allem die, die wir lieben. Haben Angst davor, dass die coronabedingten Einschränkungen unseres Gemeinschaftslebens anhalten werden, dass die verlangte soziale Distanz uns veröden und versauern lässt. Wir haben Angst vor einer erstarkenden Rechten bei uns und in unseren Nachbarländern. Wir haben Angst, dass Europa zerfällt und die Zeiten der Kleinstaaterei wiederkehren.

          Wir haben Angst vor den rücksichtslosen Verrücktheiten von Trump und seiner Helfershelfer. Wir haben Angst vor weiteren Klimaschäden,

          vor Trockenheit und Artensterben, vor Mikroplastik und multiresistenten Keimen. Wir haben so viel Angst, dass wir nicht mehr wissen, was werden soll. Ja, wir haben Angst in unserer Welt, haben dazu noch Angst vor Armut, Alter und Arbeitslosigkeit.

           

          Angst aber ist von Haus aus nichts als ein Indikator, ein Warnhinweis. Inzwischen aber sind da so viele Gründe für die Angst, dass wir nicht mehr wissen, was tun. Ja fürchten schließlich auch, dass wir so um Überleben kämpfen, dass wir vergessen, was Leben heißt.

          Ja, wir haben Angst und unsere Wirklichkeit stößt allenthalben an ihre Grenzen. Wir haben Angst in der Welt, vielleicht mehr als je.

           

          Und dann kommt Jesus mit seinem großen Aber. ‚Aber seid getrost …‘

          Dieses ‚seid getrost‘ heißt sicher ‚seid getröstet‘. Zugleich steckt auch darin: behaltet einen klaren Kopf. Wer nicht bei Trost ist, kann nicht denken. Seid getrost heißt auch: lasst Euch die Sinne nicht länger vernebeln von diesem Dauerbeschuss an Horrorszenarien. Behaltet den klaren Kopf für das, was jetzt dran ist und was immer noch möglich ist – ein Leben in Liebe und Gemeinschaft. ‚Seid getrost‘, spricht Jesus. ‚Ich habe die Welt überwunden‘. Was Euch ängstigt, ist nicht unüberwindbar. Lasst Euch nicht irremachen. Gott ist größer als alle Angst der Welt. Ich habe die Welt und ihre scheinbar unentrinnbaren Gesetze von Tod, Angst und Verderben überwunden. Ihre Macht ist begrenzt, Deine Zukunft aber ist und bleibt ein unendlicher Horizont,

          auch wenn der Nahbereich zum Fürchten aussieht.

           

          Unser Ahnherr Bruder Luther wusste: „die Vögel der Sorge kreisen von ganz allein um Eurer Haupt. Aber verhindert, dass sie in Euren Haaren Nester bauen!“ Wer das zulässt, ist bald vollends in Angst und Sorge  verstrickt.

          Bei einer der jüngsten Trauerfeiern betonte ich: Das Leben ist ein Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lange es dauert, sondern wie bunt es ist und welche Farben es in unsere Leben trägt. Also: Wo andere schwarzmalen, da halte Du Dich an die Farben.

           

          Vergesst vor lauter Sorge um das Überleben Euer Leben nicht, auch nicht Eure Liebe. Angst lähmt, Du aber behalte den Sinn für Gott, der Dich in Bewegung gesetzt hat und weiter setzt. Behalte den Sinn für die Liebe. Sitz nicht zitternd im Winkel, hoffend, dass sie sich Dir irgendwie nähert. Geh Du auf die Liebe zu, immer wieder neu und teile Liebe aus.

           

          Die Welt und ihre Gesetze und Verhängnisse gelten nur vorläufig. In der Welt habt ihr Angst. Aber Christus ging uns voraus und hat die Welt überwunden. Er gab sich hin - und sein grenzenloses Vertrauen hat sich gelohnt und durchgesetzt. Es hat die Welt überwunden. Christus hat die Welt überwunden und wir werden sie überwinden in ihm.

           

          Also mach Dich gerade und geh der Zukunft entgegen mit all Deinen Geschenken. Deine Angst kann Dir dabei helfen, den Weg zu finden. Dazu nutze sie, ansonsten weise ihr den Platz zu, der ihr gehört. Sie ist nur ein Instrument, - sieh zu, dass die Angst nicht Dich zu ihrem Werkzeug macht.

           

          Lebe und liebe,

          lass die Angst Angst sein.

          Es geht um so viel mehr!

          Das Meer in uns ruft uns zum Meer.

          Gottes Welt ist groß und weit und schön.

           

           

          Gebet

           

          Steh uns bei in diesen verstörenden Zeiten.

          Gib, dass wir uns nicht irre machen lassen

          und uns den Sinn für Dich und Dein weites, schönes Land erhalten.

          Wir haben Angst.

          Gib, dass wir uns unserer Angst stellen.

          Gib, das wir bei allem Drang das Überleben zu sichern

          uns immer auch erinnern, wie wir Leben wollen.

          Gib, das wir wahrnehmen, was uns geschenkt

          und was wir können, auch in diesen Zeiten.

          Lass uns Liebende sein und bleiben

          und geleite uns auf unserem Weg.

          Schütze uns, unsere Familien und Freunde,

          schütze und bewahre alle,

          besonders alle, die vereinsamt oder überfordert,

          die krank oder alt sind.

          Halte uns in Deiner schützenden Hand

          Und sei an unserer Seite, wenn wir beten,

          wie es unser Herr und Bruder Jesus Christus es uns gelehrt hat.

           

          Vater Unser

           

          Gott segne Dich und behüte Dich,

          Gott sei mit Dir an Deiner Seite,

          Gott sei unter Dir, auf dass Du weißt, Dein Weg trägt.

          Gott sei hinter Dir und stärke Dir den Rücken.

          Gott sei vor Dir und weise Dir den Weg.

          Gott sei über Dir und seine Sonne wärme Dein Gesicht.

          Gott sei in Dir und erfülle Dich mit seinem guten Geist.

          Sei gesegnet jetzt und alle Tage.

          Gehe hin im Frieden Gottes.

          Amen

           

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