Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Sonntagsgedanken - Auf ein Wort

          Wiedersehen

          Wir hatten uns lange nicht gesehen. Wir hatten lange nicht miteinander gesprochen, nur ganz wenig voneinander gehört. Man war sich aus den Augen geraten, irgendwie, irgendwann. Dabei waren wir einmal Freunde. Das war in der Schulzeit. Wie oft hatten wir zusammen gelacht, aber auch schwierige Zeiten miteinander geteilt. Wir waren uns wirklich vertraut; einer kannte die Gedanken des anderen.

          Aber dann gingen wir beide zur Ausbildung fort aus dem Heimatdorf. Es gab noch ein paar Besuche und auch Briefe, den ein oder anderen kurzen Kontakt. Das wurde dann weniger.

          Jeder hatte seine Familie, seine berufliche Herausforderung und neue Bekannte, einen neuen Freundeskreis. Der Kontakt war irgendwann abgebrochen, ohne dass es eigentlich einen Bruch gab.
          Nun sollten wir uns wiedersehen. Ein Fest stand an. Ich fragte mich: Wie wird das sein, wenn wir uns wiedersehen? Werden wir über ein paar höfliche oberflächliche Floskeln hinwegkommen? Wird es peinlich sein und irgendwie vielleicht sogar traurig und bitter? Wird es Vorwürfe geben: Warum hast du dich so lange nicht bei mir gemeldet?  Ich fürchtete mich ein bisschen vor dem Wiedersehen - und freute mich gleichzeitig darauf.
          Und es war nach ein paar Minuten einfach wunderschön. Die alte Vertrautheit war da. Wir knüpften an das frühere Miteinander an. Wir kannten uns noch in der Tiefe der Seele. Wir lachten die Peinlichkeit weg. Kein Vorwurf. Nur Freude. Wir erzählten, wie es uns ergangen ist, konnten offen sein; niemand musste dem anderen etwas vorspielen. Glück wurde neidlos geteilt, Unglück einfühlsam angehört und auch geteilt. So blieben wir nicht nur in lang vergangenen Erinnerungen stecken, sondern fügten neue Erlebnisse dazu. Wir lernten einander noch besser kennen. Und auch uns selbst, denn wenn man so von sich selbst erzählt, ordnet sich manches im eigenen Herzen. So war dieses Wiedersehen ein Geschenk.

          Ich stelle mir vor: Manch einer geht es so mit alten Freunden.
          Ich stelle mir weiter vor: Manch einem könnte es so mit Gott gehen.

          Da war man einmal vertraut. Der liebe Gott war in der Kindheit immer spürbar an der Seite. Im Konfirmandenunterricht hatte man sich vielleicht sogar angefreundet. Ja, mit Gott angefreundet: Man konnte einander alles erzählen, alles anvertrauen.
          Aber dann war man sich aus den Augen geraten. Hatte nur noch wenig Kontakt gehabt.

          Vielleicht traut man sich dann kaum noch in Gottes Haus? Vielleicht hat man Angst vor Vorwürfen? Oder dass man schräg angeguckt wird, nach langer Zeit im Gottesdienst.
          Das man über die üblichen Floskeln nicht hinauskommt oder dass es irgendwie peinlich wird. Solche Bedenken können einem schon kommen bei einem Wiedersehen nach langer Zeit.
          Aber das ist alles nach einer kleinen Weile weg, wenn du dann Gott wieder begegnest. Und die alte Vertrautheit ist wieder da. Ohne Vorwurf. Du kannst alles erzählen. Gott freut sich mit; Gott hört einfühlsam zu: Gott wird dein Glück und auch dein Unglück teilen.
          So eine echte Begegnung (vielleicht nach langer Zeit) ist ein Geschenk!

                                           Ihre Pfarrerin Susanne Weide, Nieder-Moos

           

          Gott spricht: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen. Jeremia 29,13

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