Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Pfarrer Peter Sachs geht in den Ruhestand, dem Kreutzersgrund jedoch bleibt er treu – Verabschiedung am kommenden Sonntag um 14 Uhr in Schlitz

          Viel Liebe zu Gemeinden, Begeisterung für Kultur und Geschichte und ein Faible für Zucker

          Im Kreutzersgrund fand er seine erste Pfarrstelle. 37 Jahre blieb Peter Sachs seinen Gemeinden treu. Nun wird der 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet – und bleibt dem Kreutzersgrund auch weiterhin verbunden.

          Geboren in Berlin, aufgewachsen in Friedberg, studiert zum größten Teil in Mainz, Vikariat in Diez an der Lahn – das sind die wichtigsten Stationen des Pfarrers, bevor es ihn in das Schlitzerland verschlug. Zum Pfarrberuf kam er durch seinen Religionslehrer, berichtet er: „Ich hatte den Eindruck, das könnte der richtige Weg für mich sein.“ Sein Eindruck war richtig, mag man im Nachhinein sagen, denn er würde es wieder tun, trotz mancher Ernüchterung und der großen Verantwortung als Pfarrer von vier Dörfern, der er bis zur Bildung der Gesamtkirchengemeinde im Schlitzerland war. Ihnen fühlt er sich auch heute in der Gesamtkirchengemeinde noch ganz besonders verbunden. Den Menschen in Nieder-Stoll, Bernshausen, Ützhausen und Willofs dankt er für die vielen gemeinsamen Jahre und Erfahrungen und um sie sorgt er sich auch Zeiten der großen Veränderungen: Zu zentral könnten zusammengeschlossene Gemeinden gesehen werden, zu sehr vernachlässigt die kleineren Orte um ein Zentrum herum. „Hier muss man etwas tun, man muss allen Dörfern signalisieren, dass sie dazugehören, sonst wird das nichts Gutes“, befürchtet Peter Sachs, denn: „Die Gemeinden wollen ihren Pfarrer, ihre Pfarrerin.“ Gefragt, was ihm am liebsten am Pfarrdienst gewesen sei, mag er sich gar nicht festlegen. Er hat alles gerne gemacht – bis auf die Verwaltung zugegebenermaßen. „Verwaltung raubt uns Pfarrern Zeit für die wirklich wichtigen Dinge wie eine intensive Gottesdienstvorbereitung oder die Gespräche mit den Menschen.“ Er habe nie gewollt, dass seine geistliche und seelsorgerische Arbeit für ihn Routine werde, auch wenn dies im Alltag schwer einzuhalten gewesen sei.

          Umso glücklicher blickt Sachs jetzt auf die Zeit, die vor ihm liegt, und die er so gestalten kann, wie er möchte: Mit vielen, vielen Büchern zu theologischen Themen, die ihm Herzen liegen, aber auch mit Kultur und Kirchengeschichte. Seine Bücherregale im Arbeitszimmer des Pfarrhauses geben bereitwillig Auskunft über seine Hobbys und Interessen, zu denen auch das Reisen gehört. Und sein Arbeitszimmer offenbart noch etwas – durch bloße Abwesenheit: Pfarrer Peter Sachs besitzt keinen Computer. Seine einzigen technischen Geräte sind ein Festnetz-Telefon, ein Anrufbeantworter und ein Faxgerät. „Als die Computer bei uns eingeführt wurden, habe ich gleich gesagt, dass ich das hier in meinem persönlichen Bereich nicht möchte.“ Für den Computer der Kirchengemeinde wurde ein Platz im Gemeindesaal freigeräumt, ein Sekretär kümmerte sich bis zu seinem Ruhestand um Mails und andere technische Notwendigkeiten. Nun springt das Gemeindebüro in Schlitz ein. Pfarrer Peter Sachs indes verfasst seine Predigten und Texte handschriftlich, mit ihm direkt kommuniziert man am besten per Telefon oder Brief.

          Ein wenig steht die Zeit also still im Pfarrhaus im Kreutzersgrund. Und genau dazu passt, dass der vielseitig interessierte Pfarrer ein Museum unter dem Dach hat: Ein Zuckermuseum, das vielleicht bundesweit Seinesgleichen sucht. „Wenn man sich mit dem Thema Zucker befasst, ist man ganz schnell bei vielen historischen  Zusammenhängen“, begeistert sich Sachs, „Kulturgeschichte, Politik, Gesellschaft, Krieg und Leid – all das kann man in der Geschichte des Zuckers erkennen.“

          Dass seine erste Stelle auch seine letzte sein würde, war nicht immer selbstverständlich: Mit Anfang fünfzig, sagt er, hätte er mal überlegt, die Stelle zu wechseln, doch die Bindung an die Menschen im Kreutzersgrund war stark; er blieb. Inzwischen hat er Generationen von Familien in seinen Gemeinden begleitet, tauft Kinder seiner ehemaligen Täuflinge: Kreise schließen sich. Wehmütig wird der Geistliche, wenn er zurückblickt. In den vielen Terminkalendern, die er aufgehoben hat und in denen er manchmal blättert, wird ihm deutlich, was er in den fast vier Jahrzehnten alles geschafft hat. Er sieht aber auch, wen er schon alles verloren hat.

          Von seinem Gemeindeleben berichtet Pfarrer Sachs gerne: Viele verschiedene Aktivitäten hat er im Kreutzersgrund vorgefunden und gemeinsam mit den Menschen mit Leben gefüllt. Besondere Gottesdienste, etwa zu Pfingsten oder bei Vereinsfesten, sind ihm in Erinnerungen, die gute Entwicklung der Frauenkreise, die auch gemeinsame überörtliche Aktivitäten unternahmen. Da auch die Schlitzer Altenheime in Sachs‘ Zuständigkeit fielen, lernte er viele Menschen kennen, die er auch untereinander verbinden wollte: Er lud Gemeindeglieder zu den Gottesdiensten in den Heimen heim und ermöglichte Heimbewohnern die Teilnahmen an kirchlichen Feierlichkeiten in den Gemeinden. Doch er muss auch feststellen: „Der Weg zu einem großen Ganzen ist noch weit.“

          Auch wenn Peter Sachs vorhat, in seinem Ruhestand erst einmal im Kreutzersgrund zu bleiben, sagt er, hätte er hier keine Heimat gefunden, was daran liege, dass der Heimatbegriff ihm nichts sage. Er könne gut loslassen, wenn es nötig werde. Allerdings sei er dort zuhause wo er sich wohlfühlt. Und das sei genau hier, im Pfarrhaus in Nieder-Stoll. So wie es aussieht, kann Peter Sachs zunächst dort wohnen bleiben. Ein Glück, nicht nur für sein Zuckermuseum, sondern auch für das Haus, das bewohnt bleibt, wo weit und breit kein neuer Pfarrer in Sicht ist. Ein Glück auch, weil Peter Sachs nach einer kleinen Eingewöhnungsphase in den Ruhestand gerne bereit ist Vertretungsgottesdienste zu machen. Dies tut er zum einen zur Unterstützung des Schlitzer Kollegen, zum anderen für die Gemeinden. Und er tut es auch für sich: „Pfarrer sein, Gottesdienste feiern – das ist nicht nur Dienst, das ist auch etwas sehr, sehr Schönes.“  

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