Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Warum gemeinsam Gärtnern guttut und wie es die Welt verändert

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          „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.“ Das sagte der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast und beschreibt damit einen Mangel, den viele Menschen in der Gesellschaft wahrnehmen: Zeit, Zuwendung und Raum.

          „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.“ Das sagte der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast und beschreibt damit einen Mangel, den viele Menschen in der Gesellschaft wahrnehmen: Zeit, Zuwendung und Raum. Raum, könnte man meinen, hat man im Vogelsberg genug. Das mag stimmen, doch was tun wir damit? Wie oft gehen wir achtlos an den schönsten Frühlingstagen vorbei und strafen die Schneeglöckchen, die schon seit Februar vom Frühjahr künden, mit Missachtung? Täglich könnten wir uns auf den Wegen zur Arbeit oder zu Erledigungen an der einzigartigen Natur unserer Region erfreuen. Doch in den seltensten Fällen tun wir dies. Dabei liegt in der Natur viel Kraft.

          Das wissen auch die Gemeindepädagoginnen Sophie Schramm, Claudia Fischer, Ruth Martin-Weigang und Pfarrerin Karin Klaffehn. Sie ackern und graben, beeten und wässern in den Gemeinschaftsgärten im Evangelischen Dekanat Vogelsberg. Ihre Erfahrung: „Gemeinsam im Garten zu arbeiten, bringt Menschen zusammen. Sie erleben Mühe, Erfolg und Enttäuschung gemeinsam – all das teilen sie und all das vereint sie auch.“ Wobei das Schönste natürlich ist, gemeinsam Erfolg zu teilen – im Garten kann man diesen Erfolg in der Schönheit der Blumen sehen, am Duft der Kräuter riechen und natürlich am leckeren Geschmack der Karotten, Tomaten und anderen Erzeugnisse erkennen.

          Drei Gemeinschaftsgärten bewirtschaftet das Dekanatsteam im Vogelsberg – mit jeweils ganz unterschiedlichen Mitwirkenden: Der erste Gemeinschaftsgarten im Dekanat liegt in Angersbach. Er war die Initialzündung für diese Aktivitäten. Ingelore Möller, Mitglied im Kirchenvorstand, stellte den Garten für die Klimakids zur Verfügung, die nach der letzten Vogelsberger Klimakonferenz mit dem Gärtnern beginnen wollten. Obwohl die Pandemie gerade die ersten Treffen im Jahr 2020 sehr durcheinanderbrachte, war die Möglichkeit, sich im Freien zu treffen sich zu bewegen und gemeinsam etwas zu tun, eine große Chance in den Coronasommern. „Inzwischen hat sich ein fester Stamm aus zehn bis fünfzehn Kindern gebildet“, berichtet Claudia Fischer, gemeinsam mit Sophie Schramm für diesen Garten zuständig. Neben der Gartenarbeit geht es hier viel um Begegnung: Die Kinder spielen, basteln, malen und bauen. Sie ernten ihre Erzeugnisse selbst und lernen, was man daraus zubereiten kann. „Und sie sehen, wie viel Geduld und Arbeit nötig ist, bis etwas entsteht. Sie lernen, die Lebensmittel wieder wertzuschätzen“, so Schramm, „und damit wiederum wächst auch der Respekt vor den Erzeugerinnen und Erzeugern – Gärtnern mit Kindern hat also eine großartige Wirkung.“

          Ebenfalls auf dem Gärtnern mit Kindern und Jugendlichen liegt der Schwerpunkt im Schulgarten der Oberwaldschule. Ruth Martin-Weigang leitet hier die AG, der dazugehörige Garten ist Privateigentum, steht aber zum Gemeinschaftsgärtnern zur Verfügung. Seine räumliche Nähe zur katholischen Kirche macht die Gartenarbeit ökumenisch: Die katholische Kirchengemeinde unterstützt die Aktivitäten mit der Bereitstellung eines Raums zur Lagerung der Gartengeräte, mit Wasser und, falls nötig und möglich, auch mit tatkräftigen Helfern. Der Garten steht darüber hinaus auch für geistliche Impulse der beiden Kirchen – gerne gemeinsam - zur Verfügung. So wurde hier im Rahmen des Ökumenischen Kirchtages im vergangenen Jahr ein „Garten der Begegnung“ eingerichtet – mit Feuerstelle und Sitzbänken. Als Kooperationspartner für die AG und die Ferienspiele in der Schule konnte das Gartenteam den Verein Acker e.V. gewinnen, der das Projekt mit Rat und Tat sowie mit Materialien unterstützt. Das Bundesprojekt „Demokratie Leben“ hat inzwischen einen eigenen Fördertopf für Gärten aufgelegt – so sinnstiftend, demokratiefördernd und gemeinschaftsbildend wirken die Gärten.

          „Man kann in einem Garten nichts allein machen“; erläutert Sophie Schramm die Wirkung gemeinsamer Gartenarbeit: „Man lernt zu teilen, Absprachen zu treffen. Man muss Zuständigkeiten aushandeln und aushalten. Man muss solidarisch sein.“ Das klingt durchaus nach einer Schule für Demokratie, für ein gelingendes Gesellschaftsmodell. Dem stimmen die Pädagoginnen zu: „So ein Gemeinschaftsgarten ist wie ein Mini-Labor für gesellschaftlichen Themen und Konflikte, beispielsweise, wenn Ökologie gegen den Ertrag abgewogen werden muss.“ Ebenfalls demokratisch: „Alle können das machen, unabhängig von Alter, Bildung, Herkunft – jeder kann dem anderen etwas beibringen oder helfen, das ist einfach schön“, findet Claudia Fischer. „Und man teilt am Ende alles: den Ertrag, den Erfolg und auch die Niederlagen.“ Letztere gibt es natürlich auch im Gemeinschaftsgarten. Sophie Schramm blickt auf eine durch und durch erfolglose Tomatenernte zurück. „Mit ein wenig Glück würden wir es heute besser machen – ein Lernprozess findet also auch noch statt.“ Bei so viel Nutzen verwundert es nicht, dass in Lauterbach ein dritter Gemeinschaftsgarten entstanden ist.

          Diesen gibt es dort seit 2020. Die Idee dazu war schon lange vorhanden, doch in der Pandemie manifestierte sich ihre Sinnhaftigkeit: Sich draußen zu treffen und gute Lebensmittel anzubauen und zu ernten, war erlaubt, schaffte Begegnung und machte einen Riesenspaß. Eine ganze Reihe Initiatoren und Förderer waren an der Umsetzung der Gartenidee in Lauterbach beteiligt: Die Flüchtlingsinitiative machte den Aufschlag, die Evangelische Kindertagesstätte, die Evangelische Kirchengemeinde und die WIR-Koordination im Vogelsbergkreis schlossen sich an. Über verschiedene Kontakte wurde ein Grundstück gefunden, und die ersten Anschaffungen konnten über eine Förderung aus dem Bundesprojekt „Demokratie Leben“ getätigt werden. Die Manteufel-Stiftung gab einen Obolus, und viel Firmen und Privatpersonen spendeten kleine und große Gegenstände, die man für den Garten braucht. Von allen Gärten im Dekanat ist der Lauterbacher am gemischtesten: Junge Familien trifft man hier genauso wie ältere Hobbygärtner, die ihre Expertise teilen möchten. Menschen mit Migrationshintergrund bewirtschaften kleine Beete und sorgen gemeinsam mit den anderen im Garten für Abwechslung auf der Speisekarte und auch im Garten selbst. Kitakinder, Jugendliche aus verschiedenen Gruppen, sie alle bewirtschaften gemeinsame oder Solobeete. „Wenn es übergreifende Themen zu klären gibt, dann treffen sich alle Gruppen, um sie zu besprechen: Bewässerung, Zaun, Gartenhüttchen – so ein Garten stellt einen ja immer wieder vor die verrücktesten Fragen“; weiß Pfarrerin Karin Klaffehn, die federführend im Lauterbacher Garten aktiv ist, der auf einem Grundstück der Kirchengemeinde liegt.

          Kein Gemeinschaftsgarten im oben beschriebenen Sinn, jedoch ein Garten für Gemeinschaft ist ein Garten in Alsfeld. Er gehört Margit Enderer und Hans Dieter Lange. Sie stellen ihren Garten vielen Gruppen zur Verfügung, die etwas Sinnvolles dort anfangen möchten. So trifft sich dort regelmäßig die Route55+-Gruppe des Evangelischen Dekanats oder der Familienentlastende Dienst des Deutschen Roten Kreuzes kann dort den Kindern Freizeit- und Outdoor-Angebot machen. Mitgärtnern ist natürlich auch dort im Angebot.

          Man sieht, es gibt viele Wege, einen großen Garten zu nutzen: Teilen, so sind sich Schramm, Fischer, Martin-Weigang und Klaffehn mit all ihren Mitschaffenden einig, ist ein guter Ansatz.

          „Wir sind sicher: Wer eine Saison gemeinsam mit anderen gegärtnert hat, hat viel gelernt: Respekt, Toleranz, Geduld, Wertschätzung. Wenn dann noch die Ernte stimmt, kann nicht mehr viel schiefgehen.“

          Weitere Informationen zu den Gemeinschaftsgärten im Dekanat Vogelsberg findet man unter www.vogelsberg-evangelisch.de

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