Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanats Vogelsberg zu Ihnen passen. Wir sind jederzeit offen für Ihre Anregungen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Die Sonntagspredigt aus dem Dekanat

          Predigt zu Himmelfahrt

          Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen (2.Kor.13,13) Amen

          Ein Festtag

          Liebe Gemeinde,

          was für ein Tag!

          Die Sonne scheint, der Himmel ist blau.

          Wir sitzen hier im Burg-Hof:

          Was könnte es Schöneres geben?

          Ja, was könnte es Schöneres geben?

          Da ist die Antwort nicht weit weg.

          Es wäre alles schöner, wenn Corona nicht wäre.

          Wenn wir so Gottesdienst feiern könnten, wie wir das gewohnt sind.

          Mit vielen Menschen, die nah sind.

          Die nebeneinander auf den Bänken sitzen.

          Und viele würden sicher nachher auch gemeinsam eine Wurst essen, aber auch das geht nicht.

          Denn trotz aller positiven Entwicklung der letzten Tage, ist vieles eben noch nicht normal.

           

          Wir haben es geschafft, gut durch die Zeit zu kommen

          Wenn man es richtig betrachtet, haben wir es aber ganz gut durch die Zeit geschafft.

          Vieles von dem, was in anderen Ländern passiert ist, blieb uns

          - bisher - erspart.

          Ich erinnere mich noch daran, wie eine Krankenhausmitarbeiterin sagte: „Wir sind vorbereitet und alles ist ruhig, aber wir wissen, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Es wird einen Schlag tun und dann werden die Schwerkranken alle kommen.“

          Und jetzt bin ich dankbar dafür, dass es anders kam.

          Und ich hoffe zutiefst, dass das auch so bleiben wird.

          Und doch ist die Zeit anders als jede andere.

          Besonders die wirtschaftlichen Folgen sind noch gar nicht recht abzusehen.

          Eigentlich könnte ja nun alles wieder gut sein.

          Ein paar Einschränkungen noch, aber vieles geht ja auch schon wieder und das Leben nimmt seine normalen Bahnen ein.

          Und das ist auch gut so.

          Denn ganz ehrlich, auch mir macht es wenig Spaß, seit Wochen nicht wie gewohnt arbeiten zu können.

          Keine Gottesdienste, keine Besuche, keine Treffen mit Kollegen.

          Stattdessen haben wir Gebete zum Mitnehmen vor die Kirche gehängt, Tüten mit Gottesdiensten für zuhause gepackt und mit kleinen Filmen die Oster-Feiertage bedacht

          Viele Menschen haben das genutzt.

          Und auch das Telefon hat viel möglich gemacht.

          Ja, mit den Kollegen konnte ich auch jede Woche am Computer sprechen und sie dabei sehen.

          Es wird wieder besser, keine Frage:

          Manches, was man in den letzten Wochen gehört hat oder was wir an Einschränkungen hinnehmen mussten, war manchmal widersprüchlich oder unlogisch.

          Aber fast ist es wie bei Loriot:

          „Es tut mir leid, dass ich das hier nicht perfekt mache, das ist meine erste Pandemie“

          Ich jedenfalls hätte mir alles viel schlimmer, viel chaotischer und viel unorganisierter vorstellen können und finde, dass die Verantwortlichen ihre Sache doch ganz gut gemacht haben - und machen.

          Denn wie man es auch dreht und wendet,

          Es kam zu keinem Zusammenbruch des Gesundheitssystems!

          Es musste auch keine Triage durchgeführt werden, also die Entscheidung, wer versorgt wird und wen man sterben lässt, weil die Kapazitäten nicht reichen.

           

          Verschwörungstheorien

          Und dennoch haben am Wochenende wieder tausende Menschen demonstrierten, weil sie finden, dass sie ungerechtfertigt eingeschränkt werden.

          Das Gefühl „Noch einmal davon gekommen zu sein“ ist da ersetzt worden durch: „Wir werden hier alle nur fremdbestimmt“.

          Bei allem Verständnis für bürgerliche Freiheiten und deren höchstem Wert.

          Das finde ich unglaublich!

          Wir haben viel weniger Tote in Deutschland zu beklagen, als manch anderes Land und nicht aus Zufall, sondern eben wegen der Einschränkungen im täglichen Leben.

          Doch statt zu danken, dass alles gut geklappt hat, regt sich Widerspruch und man hört Sätze wie: „Es seien doch nur wenige erkrankt, die Maßnahmen also total überzogen“.

          Und jetzt erheben auch noch die ihre Stimme, die an Verschwörungstheorien glauben.

          Ich will ich Ihnen nur einen ganz kleinen Ausschnitt präsentieren, von dem, was sich Menschen aktuell so ausdenken:

          1.) Das neuartige Coronavirus wurde in irgendeinem Geheimlabor entwickelt und vorsätzlich in Umlauf gebracht, um mit längst entwickelten und patentierten Impfstoffen Milliarden zu verdienen.

          2) Bill Gates, der Milliardär und Gründer von Microsoft würde sich deshalb so intensiv für das Impfen einsetzen, weil er dabei allen Menschen einen Chip einpflanzen könnte.

          3.) Handymasten würden die Corona-Pandemie auslösen.

          4) Die Corona-Pandemie sei von den Mächtigen der Welt ersonnen worden. Sie dienten nur der lange geplanten Unterdrückung der Menschen. Alle Maßnahmen dagegen völlig unnötig.

          Und nur um das noch ein bisschen zu illustrieren:

          Menschen die diese Thesen verbreiten, behaupten auch gern, dass die Kondensstreifen von Flugzeugen sogenannte „Chemtrails“ seien, also absichtlich verteilte Gase, die die Menschen gefügig machen.

           

          „Von allen guten Geistern verlassen“?

          Was mich bei alledem besonders erschreckt, das ist nicht, dass Menschen nachdenklich sind und politische Entscheidungen hinterfragen.

          Das gab es in unserem Land oft zu wenig.

          Aber dass an den Grundfesten unseres Staates gerüttelt wird, dass Menschen gezielt verunsichert werden, damit sie den politisch extremen Rattenfängern auf den Leim gehen, das macht mir Angst.

          Ich frage mich dann:

          „Sind wir denn von allen guten Geistern verlassen?“

          Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alle mit Himmelfahrt zu tun hat, dann eben genau das.

          Die Frage, „ob man eigentlich jetzt von allen guten Geistern verlassen ist.“

          Die Freundinnen und Freunde von Jesus hatten das große Glück eine lange Zeit mit ihm durch Israel zu wandern und zu sehen und zu hören, was er sagte und wie er Menschen heilte.

          Sie hatten aber auch den abgrundtiefen Schmerz auszuhalten, als Jesus von seinen Gegner ausgeschaltet wurde:

          Als sie ihn gefangen nahmen und er nach einem kurzen Prozess gekreuzigt wurde.

          Aber sie erlebten auch den Triumpf, als am dritten Tage alles anders wurde: Der Tod war besiegt, Jesus war auferstanden.

          40 Tage war er danach noch bei ihnen.

          Aber dann kam der Himmelfahrtstag und Jesus verschwand vor ihren Augen.

          Ob die Jüngerinnen und Jünger auch dachten:

          „Sind wir jetzt von allen guten Geistern verlassen“?

          Auf jeden Fall waren sie gewiss ratlos, wie sie mit dieser neuen Situation zurecht kommen sollten.

          Denn eines war völlig klar für alle:

          „Jetzt ist es die Aufgabe von jedem und jeder von ihnen, im Geiste Jesu handeln“.

          Aber weil Jesus eben nicht mehr körperlich anwesend war, hatten sie erst das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein.

           

          Was der Himmelfahrtstag zeigt

          Aber ist der Himmelfahrtstag

          - ein Tag, der die Menschen zurückwirft auf ihr eigenes Sein, ihre eigenen Gedanken?

          - Auf das, was Adam und Eva schon wollten - Freiheit des eigenen Handelns?

          - und damit ein Tag, der zeigt, dass Gott uns verlassen hat?

          Ich kann mir gut vorstellen, dass der Moment, als Jesus gen Himmel fuhr und endgültig nicht mehr zu sehen war, ein ganz besonderer Moment war.

          Denn alle wussten: „Nun ist er als Person wirklich weg von uns“.

          Und doch war es ja nicht ein Moment der völligen Verlassenheit, denn Jesus hatte ihnen ja viel hinterlassen.

          Nicht nur Worte und Werke.

          Nein, er hatte auch für sie, für alle seine Nachfolgerinnen und Nachfolger gebetet.

           

          Text

          Der Predigttext des heutigen Himmelfahrtstages gibt es wider.

          Bei Johannes ist es aufgeschrieben:

           

          20 Ich bete nicht nur für sie, sondern auch für alle, die durch ihr Wort von mir hören und zum Glauben an mich kommen werden.

          21 Ich bete darum, dass sie alle eins seien, so wie du in mir bist, Vater, und ich in dir. So wie wir sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast.

          22 Ich habe ihnen die gleiche Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie du und ich.

          23 Ich lebe in ihnen, und du lebst in mir; so sollen auch sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und daß du sie, die zu mir gehören, ebenso liebst wie mich.

          24 Vater, du hast sie mir gegeben, und ich will, daß sie mit mir dort sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon liebtest, bevor die Welt geschaffen wurde.

          25 Vater, du bist gerecht. Die Welt hat dich nicht erkannt; aber ich kenne dich, und diese hier haben erkannt, daß du mich gesandt hast.

          26 Ich habe ihnen gezeigt, wer du bist, und werde es weiter tun.

          So wird die Liebe, die du zu mir hast, auch sie erfüllen, und ich werde in ihnen leben.«

          Joh 17,20-26 (Gute Nachricht) - aus dem hohepriesterlichen Gebet

           

          Tätiger Glaube als Testament Jesu

          Ja, Gott ist bei uns.

          Jesus hat es uns versprochen und er hat dafür gebetet.

          Und so können wir im Jahr der Corona-Pandemie 2020 daraus ableiten, was auch die Jüngerinnen und Jünger bald spürten:

          - Wir sind nicht allein. Keiner von uns.

          - Und auch wenn es manchmal anders wirkt, wir sind nicht von allen guten Geistern verlassen.

          - Denn Gott ist bei uns, mit seinem Geist, seiner Liebe und seiner Kraft.

          Das mag uns ein Trost sein.

          Aber wir sollten auch gewahr werden, dass wir in der Pflicht stehen!

          Denn Jesu hat uns nicht aufgetragen, fromme Einkehr im abgedunkelten Stüblein zu halten.

          Sein Auftrag war und ist:

          „Ich habe Euch frei gemacht, also handelt“

          Christsein ist nicht nur individuell, rein persönlich.

          Christsein ist auch sichtbar, hörbar und spürbar.

          Und je schwierigen die Zeiten, desto mehr!

          Der Himmelfahrtstag hat allen Jüngerinnen und Jüngern verdeutlicht, dass nun die Zeit des eigenen Handelns angebrochen ist.

           

          Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein (Jakobus 1,22)

           

          Also: Nicht mehr zuhören und folgen, sondern aufstehen und sprechen

          Wir sind alle berufen, in der Welt Zeugnis abzulegen.

          Mutig auszusprechen, was gesagt werden muss.

          Und so ist es wohl in diesem Jahr, in diesen Tagen an uns, Hetzreden von Verschwörungstheoretikern entgegen zu treten.

          Denn sie sind menschfeindlich und führen letztendlich dazu, dass die, die sich nicht wehren können unter Druck geraten.

          Und es ist unser Auftrag, dem entgegenzutreten!

          Oft genügt es da schon zu sagen: „Diese Ansicht teile ich nicht.“

          Der Herr ist auch dann da, wenn er nicht mehr hier ist

          Und es wird gelingen, denn seit dem Himmelfahrtstag wissen alle:

          Ich mag den Herrn vielleicht nicht sehen, aber er ist immer bei und in mir.

          Das macht Mut in der Zeit, in der wir aufgerufen sind, zu sprechen!

          Amen

           

          Und der Friede Gottes,

          der höher ist als alle unsere Vernunft

          bewahre unsere Herzen und Sinne

          in Christus Jesus.

          Amen.

           

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top