Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Pfingstmusiktage: Rudi Zapf & Zapf’nstreich präsentierten wilde musikalische Weltreise

          Hackbrett trifft Welt im Rokoko-Saal

          Tanja Gremmel

          Statt klassischer Musik wartete anlässlich der Pfingstmusiktage eine wilde Mischung aus vielen Stilen der Welt auf die Gäste, dargeboten von Rudi Zapf und seiner Gruppe Zapf’nstreich.

          Tanja Gremmel

          Zu einem für den Rokokosaal im Hohhaus ungewöhnlichen Konzert begrüßte Kantorin Claudia Regel am Sonntagnachmittag das Publikum: Statt klassischer Musik wartete anlässlich der Pfingstmusiktage eine wilde Mischung aus vielen Stilen der Welt auf die Gäste, dargeboten von Rudi Zapf und seiner Gruppe Zapf’nstreich. Mitgebracht hatten sie, die u. a. mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet sind, Stücke aus verschiedenen Zeiten und vielen Ländern, dazu kleine Geschichten rund um deren Entstehung oder die Bedeutung der Namen. Als verbindendes Element der Lieder aus aller Herren Länder legten sie ganz selbstverständlich ihr bayrisches Volksmusikgut zugrunde. Und das funktionierte richtig, richtig gut.

          Ohne Umschweife gingen Rudi Zapf, am urbayrischsten aller Instrumente, dem Hackbrett, Gerhard Wagner am Saxofon, Andreas Seifinger an der Gitarre und Steffen Müller am Kontrabass, direkt in die Vollen. Lebensfreude stand ganz oben auf der Gefühlsliste dieses Konzerts, Spielfreude, Virtuosität und Mut zur Mischung standen direkt daneben – so viel war gleich klar. Und das Lauterbacher Publikum ging mit. Einen Tango aus Finnland hatten die Musiker zum Auftakt gespielt, „Satumaa“, erklärte Zapf in schönstem Bayrisch dessen Bedeutung – kein Wunder, wenn alle Musiker doch irgendwie aus „Minga“ kommen. Augenzwinkernd präsentierten sie die Uhrzeiten-Hymne des Bayrischen Rundfunks, die „ich jeden Tag und jede Stunde fünf Sekunden lang im Radio spiele“, wie Zapf kundtat. Ob’s stimmt? Egal – die vier Musiker spielten das Stück „So lang der alte Steffel“, das die Bayern sich zügig als „So lang der alte Peter“ als Hymne der Stadt München angeeignet hatten, in einem wilden Mix mit anderen Stücken, die sie einflochten und wieder ausflochten. Sie spielten die vermeintlich typisch bayrische Blasmusik in die Welt hinaus und die Welt dort hinein. Wie der Tango „Cumparsita“, ein Stück im Gipsy-Sound und der Welthit „Bei mir bist du schön“ sich mit dem Steffel bzw. dem Peter vereinen, das muss man erlebt haben, so wie das ganze unglaubliche Konzert, bei dem brasilianische Frevos – übrigens in enger Abstimmung mit der brasilianischen Friseurin des Hackbrettmeisters – sich mit weiteren Stilelementen Südamerikas mischen. Wenn die Musiker virtuos Hackbrett gegen Vibrandoneon oder Saxofon gegen Klarinette oder Querflöte tauschen, wenn die Gitarre für den Soundtrack des Orson-Welles-Klassikers „Der dritte Mann“ zur Zither umfunktioniert wird, das kann man nicht beschreiben. Auch nicht, dass alles genauso, wie die vier es kombinieren und interpretieren, einfach genau passt.

          Auf ihrer musikalischen Weltreise konnte es schon mal passieren, dass aus der klassischen bayrischen Stubenmusik eine „Jurtenmusik“ aus Kasachstan wurde, ein Stück, in dem der zuvor noch überbordende Rhythmus einem schwelgerischen Ton wich, einem kleinen musikalischen Rückzug und leisen Genuss, in dem abwechselnd alle Instrumente mal allein, mal im Zusammenspiel brillierten. Kleine Geschichten wie die Entstehung der Jurtenmusik oder die des von der Liebe enttäuschten Mädchens, dessen Lied die Gruppe aus Serbien mitgebracht hatte, rundeten den schönen Gesamteindruck eines langen musikalischen Nachmittags ab, der mit einer Milonga aus Argentinien, einem Volkslied aus der Bretagne und einem Hochzeitslied aus Griechenland weiter um die Welt führte, musikalisch immer wieder überraschend, immer wieder ein bisschen bayrisch und nicht selten genial improvisiert. Da wunderte es schon niemanden mehr, dass für das Stück „Malageña“ die Hackbrettklöppel zu Kastagnetten wurden.

          Eine kleine Lektion in bayrischer Musikkultur gab es dann fast schon zum Abschluss für die Lauterbacher im Rokokosaal: „An Zwiefachen“, wie Zapf ankündigte, ein volkstümlicher Klassiker namens Suserl oder Zuserl, jedenfalls mit dem Zusatz „Tanzn tat i gern“, so augenzwinkernd, unverkrampft und grandios dargeboten wie das ganze Programm und mit einer großen Prise „Take Five“ von Dave Brubeck mal eben in die weite Welt geschickt und wieder zurückgeholt.

          Das Ende war abzusehen: Spätestens bei der Zugabe wurde getanzt im Rokokosaal, der Boden bebte, das Publikum applaudierte stehend – und kam langsam wieder zurück von einer unglaublichen Weltreise, die ihnen die vier vom Zapf’nsteich beschert hatten.

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