Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

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          Altenseelsorge

          Arbeit an einem Erinnerungsbuch

          Die Pfarrerinnen der Altenseelsorge des Evangelischen Dekanats Vogelsberg arbeiten an einem Erinnerungsbuch. Bis Juli werden noch Geschichten gesammelt.

          Ach, wie es damals war, das kann sich ja heute niemand mehr vorstellen.“ „Wer will das schon wissen?“ „Da gibt es gar nicht viel zu erzählen.“ – So oder so ähnlich fangen oft Gespräche mit älteren und alten Menschen an, wenn man sie nach früher fragt, nach sehr viel früher. Nach einem Leben in den Kriegsjahren, von dem viele heute noch erzählen können, nach einem Leben in der Zeit des Wiederaufbaus, des Wirtschaftswunders…. Doch wenn man ein wenig weiterfragt, und dem Gespräch Zeit lässt, dann kommen die meisten Menschen doch ins Reden, ins Erinnern. Und genau das wollen die beiden Pfarrerinnen Gabriele Göbel und Anke Göltenboth. Sie nehmen im Dekanat Vogelsberg den Bereich der Altenseelsorge wahr und sind damit hauptsächlich im südlichen Vogelsberg aktiv. Hier begleiten sie derzeit die Kirchengemeinde Altenschlirf auf dem Weg zur demenzsensiblen Gemeinde und haben sich nun ein ganz besonderes Projekt vorgenommen – ein Erinnerungsbuch.

          „Wir machen dabei viele Angebote, von denen Menschen mit Demenz oder beginnender Dement profitieren – aber nicht nur sie“; führt Pfarrerin Göltenboth aus. Ein demenzsensibler Gottesdienst beispielsweise setzt auf Bekanntes, beispielsweise in der Liturgie oder den Themen. Die Ansprache ist kurz und gut verständlich – und das spricht sicher viele Menschen an. Monatlich stattfindende Sing- und Tanzstündchen sorgen für Begegnung und Aktivitäten, denn an die Lieder von früher erinnert sich jeder und ein wenig Tanzen im Sitzen tut gut. In größeren Abständen findet auch ein Seniorencafé statt. Im DGH in Nösberts-Weidmoos werden dann bei Kaffee und Kuchen und mit musikalischer Begleitung alte Volkslieder und Schlager gesungen. Das weckt viele Erinnerungen, und genau die wollen die Pfarrerinnen von den alten Menschen in ihren Gemeinden haben, denn: „Viele Menschen glauben wirklich, dass ihr gelebtes Leben in Zeiten und unter Umständen, die man sich heute wirklich kaum noch vorstellen kann, niemanden interessiert, es war ja unspektakulär und hat sich oft nicht von anderen Leben in den Dörfern des Vogelsberges unterschieden.“ Nichtsdestotrotz haben alle Menschen individuelle Erinnerungen, sei es der Stoff für das Konfirmationskleid, das der Vater damals aus dem Krieg von Frankreich nachhause geschickt hat, oder die Bäuerin, die die junge Magd bewusst schikaniert und geschlagen hat. Geprägt von der Landwirtschaft, auch von Kargheit und Bescheidenheit, waren insbesondere die Jugendjahre vieler heute um die Achtzigjährigen. Dennoch haben alle ihr Leben gemeistert, Familien gegründet, Häuser gebaut oder erhalten und ein Leben lang gearbeitet. So wie alle Menschen um sie herum es auch taten. Und natürlich viel mehr im Stillen, da die Mode, alles zu veröffentlichen und zu kommentieren, ja erst seit kurzem in der Welt ist, und den Menschen in diesem Alter auch fremd ist.

          Rosarotes und Trauriges, gute Zeiten, schlechte Zeiten – schon jetzt haben Gabriele Göbel und Anke Göltenboth eine ganze Menge gesammelt. Ganz oft hörten sie, dass in diesen kargen Jahren der Zusammenhalt besser war, gleichzeitig stellen die alten Menschen auch ganz pragmatisch fest: „Eigentlich war es trotz allem immer ganz schön, aber längst nicht alles besser als heute.“

          Aus den Erinnerungen der Menschen soll ein Büchlein entstehen, das den Erzählungen einen Rahmen gibt und Wertschätzung. „Wir haben damit zwei Motive, die wir verfolgen“; erläutert Pfarrerin Göbel: Zum einen wollen die beiden Seelsorgerinnen, dass die Menschen ins Nachdenken und Erzählen kommen, um deren Wissen, die Erfahrungen und Erlebnisse für die Nachwelt zu erhalten. Zum anderen aber soll das Buch aber auch eine große Achtung vor dem gelebten Leben zum Ausdruck bringen – Respekt und auch Bewunderung für vieles, das gemeistert wurde. Einfach so, weil es anstand und meist auch alternativlos war. „Besonders diese Nachkriegsgeneration ist sehr interessant und kann vieles erzählen, was für uns heute relevant sein kann“, finden die Pfarrerinnen, die ganz oft sehr beeindruckt sind von den Begegnungen und von dem was sie hören.

          Und so sind Gabriele Göbel und Anke Göltenboth nun in ihren Gemeinden unterwegs, fragen, schreiben auf, freuen sich über Zuschriften von Männern und Frauen, die aus ihrem Leben erzählen wollen. „Oft reichen ein paar Fragen oder Anregungen, damit die Menschen ins Erzählen kommen.“ Dann sortieren die beiden die Texte, lesen Korrektur und bereiten damit ihr Büchlein vor, das im Herbst erscheinen soll. Eingeladen zu erzählen sind alle Menschen, die sich erinnern möchten und ein wenig aus ihrem Leben der Nachwelt hinterlassen möchten. Eine Altersgrenze gibt es dafür weder nach unten oder nach oben, auch die Angaben zur Person sind freiwillig. „Wir haben noch den ganzen Juni und Juli Zeit, Geschichten zu sammeln und aufzuschreiben – und wir nehmen natürlich auch schon Niedergeschriebenes gerne entgegen.“

          Wer also möchte, dass auch seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben und veröffentlicht werden, der kann sich noch Ende Juli melden bei Anke Göltenboth, 06641 640680, E-Mail: a.goeltenboth@vogelsberg-evangelisch.de oder bei Gabriele Göbel, Tel. 017634006327, E-Mail: p.gabriele.goebel@gmx.de.

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