Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          100 Tage im Amt

          5 Fragen an Diakoniechef Carsten Tag

          Diakonie HessenSeit 100 Tagen im Amt: Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen.

          Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, ist seit rund 100 Tagen im Amt. Im Interview spricht er über seinen Start in der Corona-Krise, was sich für den Verband ändern wird und warum die Kinderrechte weiter zu stärken sind.

           

          1. Herr Tag, bevor Sie ihr neues Amt angetreten haben, waren sie Dekan im Evangelischen Dekanat Rodgau. Was hat Sie an dem Amt des Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Hessen gereizt?

           

          Der Abschied aus dem Dekanat ist mir nicht leichtgefallen. Aber nach zwölf Jahren im Amt als Dekan wollte ich mich einer neuen Aufgabe widmen, die mir ebenfalls sinnvoll erschien. Als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege sind wir in der Diakonie Hessen „am Puls“ der sozialpolitischen Herausforderungen in unserer Gesellschaft. Zusammen mit meinen Vorstandskollegen verantworte ich vielfältige soziale Arbeitsbereiche, wie die Arbeit mit Flüchtlingen, Wohnungslosen, Pflegebedürftigen, Menschen mit Behinderung oder Familien und Kindern in Armut.

           

          2. Sie sind nun seit 100 Tagen im Amt. Wenn Sie zurückblicken, wie lautet ihr erstes Zwischenfazit?

           

          Die Phase des Kennenlernens und Einarbeitens in mein neues Amt als Vorstandsvorsitzender wurde durch die Corona-Pandemie sehr beschleunigt: Schon nach meinen ersten beiden Wochen im Amt stellte die Corona-Krise auch die Diakonie Hessen und ihre Mitgliedseinrichtungen vor große Herausforderungen. Ein Großteil unserer 450 Mitgliedseinrichtungen betreiben Altenpflegeheime, Krankenhäuser, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Wohngruppen für Menschen mit Eingliederungsbedarf oder Treffs für Wohnsitzlose u.v.m. Hier arbeiten die Mitarbeitenden mehrheitlich mit Risikogruppen und brauchten unsere Unterstützung.

          Ich bin sehr beeindruckt, wie entschlossen und engagiert sich die Verantwortlichen in unseren Abteilungen dieser Situation angenommen und für unsere Mitglieder Lösungen gesucht und gefunden haben. Einen positiven Eindruck hinterlässt bei mir zudem die Bereitschaft in der Bevölkerung, bei Unternehmen oder Vereinen, hier möchte ich beispielhaft Eintracht Frankfurt nennen, unsere armutslindernden Dienste in der Region tatkräftig und finanziell zu unterstützen. Auch die beiden Evangelischen Landeskirchen in Hessen helfen hier viel. Aber auch wenn sich die Lage allgemein wieder entspannt hat, für den Landesverband und seine Mitglieder ist weiterhin kein Arbeiten wie gewohnt möglich. Umso mehr freue ich mich, in dieser Zeit mit so vielen erfahrenen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten und zu wissen, dass wir Teil einer starken Gemeinschaft sind. 

           

          3. Sie haben die Führung in Zeiten der Corona-Pandemie übernommen. Dazu haben Sie uns bereits Ihre ersten Eindrücke geschildert. Was bewegt Sie besonders?

           

          Ich hatte mir vorgenommen, erst einmal hinzuschauen und wahrzunehmen. Stattdessen war ich sofort mittendrin, und es galt, gemeinsam die vielfältigen Herausforderungen rund um Corona zu bewältigen – auch für die Menschen am Rand der Gesellschaft: Kinder und Familien in Armut, Wohnungslose und Flüchtlinge, die noch immer an den Außengrenzen Europas ausharren. Obwohl Tausende von Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen und ohne Hygienekonzepte auf engstem Raum in Flüchtlingslagern leben, war die Situation der Flüchtlinge in der Corona-Krise medial völlig in den Hintergrund getreten. Wir haben nicht stillgestanden und stattdessen mit unserem Appell #menschenwürdeschützen. Flüchtlinge aufnehmen – jetzt! zusammen mit der Liga Hessen und zahlreichen weiteren Unterstützer*innen dieser Forderung Nachdruck verliehen. Die Ankündigung der Hessischen Landesregierung vor kurzem zusätzlich 100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den überfüllten griechischen Lagern aufzunehmen, begrüßen wir sehr. Sie darf aber nur ein erster Schritt sein, dem noch weitere folgen müssen. 

           

          4. Zum Weltkindertag hat die Diakonie Hessen die Kinder- und Jugendrechte als Schwerpunktthema verkündet. Warum rücken Sie dieses Thema nach vorne?

           

          Kinder und Jugendliche mit ihren Bedürfnissen und Problemen in den Blick zu nehmen und uns für ihre Rechte einzusetzen, ist eine wesentliche Aufgabe der Diakonie. Unsere diakonischen Einrichtungen fördern und unterstützen Kinder und Jugendliche mit ihren Familien auf ihrem Lebensweg. Aber die Verwirklichung der Kinder- und Jugendrechte geht uns alle an. Erst 2018 wurden diese in die Hessische Verfassung aufgenommen. Im Koalitionsvertrag der Hessischen Landesregierung wurde im Anschluss festgehalten, dass das Jahr 2020 das „Jahr der Rechte für alle Kinder“ ist. Dazu möchte die Diakonie Hessen beitragen. In der Corona-Krise wurde nun einmal mehr sichtbar, was schon lange Missstand ist: Kinder und Jugendliche, deren Familien auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, sind die Verlierer der Gesellschaft. Wir machen uns dafür stark, dass unsere Gesellschaft die Rechte von Kindern und Jugendlichen anerkennt und sie an allem teilhaben lässt, was für ein gutes Leben nötig ist – an Bildung, einem gesunden und gesellschaftlichen Leben sowie einem Leben ohne Gewalt. 

           

          5. Vor welchen Entwicklungen steht der Landesverband Diakonie Hessen?

           

          In der Diakonie Hessen stehen strategische Weichenstellungen für die nächsten Jahre an. Einige Schritte sind bereits gesetzt: Wir arbeiten an der Verselbständigung unserer 17 Regionalen Diakonischen Werke im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und wollen unser Profil als evangelischer Spitzenverband in der Freien Wohlfahrtspflege weiter schärfen. Auch innerhalb der Organisation stehen Veränderungen an: Ab Herbst wird sich unser Führungsstab auf zwei Vorstände verkleinern. Für all diese Entwicklungen arbeiten wir gerade an einer umfassenden Organisationsanalyse und sind offen für eine Änderung der Struktur. Dazu gehört auch zu schauen, was wir in der Bewältigung der Pandemie gelernt haben. Wir entdecken in der Krise manche Stärke und spüren auch deutlich, wo noch Luft nach oben ist. So hat sich gezeigt, dass wir bereits auf einem guten Weg hinsichtlich des digitalen Wandels sind. Diesen Weg der Digitalisierung gilt es nun weiterzugehen und auf alle Tätigkeitsbereiche auszuweiten. 

          Das Interview führten Yvonne Burger und Eckhard Lieberknecht, Kommunikation, Diakonie Hessen. 

          Pfarrer Carsten Tag (geb. 19. Mai 1964) steht seit dem 1. März als Vorstandsvorsitzender und Theologischer Vorstand an der Spitze der Diakonie Hessen. Nach seinem Zivildienst in einer „Sonderschule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche“ studierte der gebürtige Gladbecker Evangelische Theologie in Frankfurt und Heidelberg. 1994 folgte seinem ersten Theologischen Examen sein Vikariat, das er in der St. Petersgemeinde in Frankfurt leistete. Nach seinem zweiten Theologischen Examen im Jahr 1997 verbrachte er ein halbjähriges Spezialvikariat in der Suchtkrankenberatungsstelle des Evangelischen Regionalverbandes in Frankfurt. Ab 1998 arbeitete Carsten Tag in Hofheim als Leiter der Fachstelle für Suchtprävention des Main-Taunus-Kreises beim Verein Jugendhilfe & Jugendberatung. Von 2000 bis 2008 war er als Gemeindepfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Weisel in Butzbach tätig. Ab 2008 war Carsten Tag als Dekan für das Evangelische Dekanat Rodgau verantwortlich.

          Aufgrund vielfältiger Fort- und Weiterbildungen ist Carsten Tag auch Gemeinde- und Organisationsberater sowie Gestalttherapeut. Durch zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten – der 56-Jährige ist auch Ehrenritter der Johanniter – kennt der Vorstandsvorsitzende die Arbeit der Diakonie von innen und außen. Carsten Tag ist verheiratet, hat ein Kind und lebt mit seiner Familie in Rödermark.

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