Tagesandach in diesen Zeiten
Haben Tote eine Lieblingsfarbe?
07.06.2020 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Meine Tochter sagte: Omas Lieblingsfarbe ist blau und Opas ist rot.“ „Naja, war rot“, sagte ich. „Der Opa ist doch tot.“ „Und darf er dann im Himmel keine Lieblingsfarbe mehr haben?“ fragt meine Sechsjährige. Die Elfjährige mischt sich ein und meint: „Doch, auch im Himmel mag der Opa rot.“ Eine Diskussion entbrennt, an der sich jetzt auch meine Neunjährige beteiligt. Es gibt Argumente dafür, dass Opa, auch wenn er tot ist, trotzdem noch der Opa ist. Opa, der rot mochte und mit seinen Enkelinnen ums Sofa getobt ist. Die Elfjährige wirft ein: „Aber das wäre ja auf ewig so. Es gibt ja kein Ende, sondern nur ein Immer im Himmel.“ Das erschreckt auch mich. Was heißt dann Ewigkeit und immer? Und verändert sich nichts in der Ewigkeit? Eine Frage, die ich als Sterbliche nicht beantworten kann.
Hier auf der Erde verändert sich alles. Dort fällt es uns manchmal schwer, Veränderungen zu folgen. Jeder Mensch verändert sich, verändert ihre oder seine Vorlieben. Als Sechsjährige fand ich rosa total schön. Dann hatte ich eine lange Grünphase, dann kamen rot und lila. Jetzt sage ich, dass meine Lieblingsfarben grün und lila sind. Aber soll das bis in alle Ewigkeit so bleiben?
Veränderung gehört zu unserem Leben. Wir selbst verändern uns, aber auch die Welt um uns herum ändert sich. Gerade jetzt erleben wir viel Veränderung und schweben vielleicht auch ein bisschen im Dazwischen.
Durch Corona hat sich unser Alltag massiv verändert. Jetzt kommt es wieder zu verschiedenen Öffnungen. In einigen Bundesländern schneller als in anderen. Manchen Menschen geht es zu schnell, anderen nicht schnell genug.
Aber hat sich überhaupt seit dem 16.März die Situation so sehr verändert? Die Infektionszahlen sind zurückgegangen. Aber einen Impfstoff oder ein Medikament gibt es immer noch nicht. Trotzdem können wir nicht im Lock-Down bleiben. Denn dadurch sind viele Menschen an ihre finanziellen und/oder emotionalen Grenzen gestoßen.
Auch die Jüngerinnen und Jünger in der Pfingstgeschichte sind im Dazwischen. Jesu Tod macht Ihnen Angst. Sie ersehnen eine Veränderung. Diese Veränderung kommt durch den Heiligen Geist, der Ihnen Mut und Begeisterung schenkt. Als veränderte Menschen ziehen sie in die Welt. Sie erzählen befreit von ihrem Glauben an Jesus, an Gott.
Möglich ist das, weil sie mit dem verbunden sind, der ewig ist, der treu ist. Der zu uns steht. Gottes Treue zu den Menschen steht ewig und fest. Deswegen dürfen wir uns verändern, dürfen Veränderungen mutig entgegengehen und unser Leben durch die Eine, den in seiner Treue und Liebe unveränderlichen Gott begleitet wissen.
So wie Gott es zu Josua sagt, der der Nachfolger von Mose als Führer des Volkes Israel wird: „Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“ (Jos 1,9)
Ihre Pfarrerin Dorothea Witznick
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