Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tagesandacht in diesen Zeiten von Pfarrer Christian Tröger

          Halleluja!

          Heute ist Georg Friedrich Händels Todestag – kein runder, sondern der zweihunderteinundsechzigste, um genau zu sein. Trotzdem gibt mir dieser kurze Hinweis in meinem kirchlichen Kalender zu denken.

          Im Januar haben wir in der Kantorei mit den Proben zu Händels Messias begonnen. Bei den Pfingstmusiktagen soll dieses Werk in der Lauterbacher Stadtkirche aufgeführt werden. Dann kam Corona, also Probenstopp – wann und wie nun weitergesungen wird, weiß noch niemand.

          Händel hat sein Oratorium in nicht einmal vier Wochen komponiert. Er hätte so eine Corona-Pause also gut genutzt und wäre jetzt schon beim nächsten Werk. Oder er hätte mit seinen zahlreichen Überarbeitungen begonnen…

          Der Messias gehört bis heute zu den beliebtesten Beispielen christlicher geistlicher Musik. Wobei, wie christlich und wie geistlich kann eine solche „Abendunterhaltung“ wirklich sein? In Händels Wahlheimat London wurde ziemlich die Nase gerümpft über das „blasphemische“ Stück: Bibelverse gehören doch in den Gottesdienst und nicht in einen Konzertsaal, oder? Ein Riesenerfolg war der Messias trotzdem, und er ist es bis heute.

          Der berühmteste Satz des Oratoriums ist sicher das Halleluja am Schluss des zweiten Teils. Es ist sozusagen der Höhepunkt und die Zusammenfassung der christlichen Heilsgeschichte: Die Reiche dieser Welt sind zum Königreich des Herrn geworden, so nimmt es das Halleluja mit Worten aus der Johannesoffenbarung vorweg (Kapitel 19,6; 11,15 und 19,16 – that’s it!).

          An vielen Orten der Welt ist es immer noch üblich, zu diesem Teil der Aufführung aufzustehen. Wie auch immer dieser Brauch wirklich in die Welt kam: Händels Konzertpublikum sieht an dieser Stelle aus wie eine fromme Gemeinde, die miteinstimmt in den Chor. Offenbar lässt uns Händels Musik manchmal zweifeln, ob wir uns nun in einem Konzert oder in einem Gottesdienst befinden.

          Natürlich ist auch dieser Brauch umstritten: Wofür und für wen steht man da wirklich auf? Wie fromm ist so ein Getue? Wenn wir den Messias zu Pfingsten also doch noch aufgeführt kriegen, dann stehen Sie wohl am besten hin und wieder auf und setzen sich dann schnell wieder. So sind Sie immer auf der sicheren Seite der Gepflogenheiten, auch wenn das dann mehr nach Kniebeugen aussieht als nach frommer Andacht. Und manch ein Sitznachbar fühlt sich vielleicht erst recht gestört… Oder aber: Bleiben Sie die ganze Zeit der Aufführung über demonstrativ sitzen. So einfach können Sie Ihre rebellische Art wohl selten zeigen…

          Am Besten macht es jeder, wie er mag, und jede wie sie mag. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn wir uns in der Kantorei bald wieder treffen können und zum Singen kommen. Manchmal springt da bei mir wirklich der Funke über: Dann fühle und glaube ich wirklich das, was ich singe. Nur sieht’s keiner, weil ich die Kniebeugen immer im Herzen mache.

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